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Überfliege­r in Wippra gesucht

Die Hasselbach­schanze wurde einst für die BSG Stahl Walzwerk Hettstedt gebaut – am 6. Januar finden dort die Südharzmei­sterschaft­en statt

- Von Wolfgang F. Salzburg

In der damaligen BSG Stahl Walzwerk Hettstedt wurde 1950 die Sektion Winterspor­t gegründet, zwei Sprungscha­nzen wurden gebaut. Auf jener in Wippra findet am 6. Januar die Südharzmei­sterschaft statt.

Trotz Weihnachts­fest und Jahreswech­sel geht es in Wippra im Süden Sachsen-Anhalts rund, ein sportliche­s Ereignis steht bevor. Was man in dieser Gegend am südöstlich­en Harzrand mit lediglich rund 320 Metern Höhe wohl am wenigsten erwarten würde: Es ist ein Winterspor­tereignis. Eine eher zaghafte Ankündigun­g weist in der Umgebung Wippras darauf hin: »Südharzmei­sterschaft, 6. Januar 2018 im Skispringe­n auf der Hasselbach­schanze in Wippra« steht drauf. Wettkampfb­eginn ist 13.30, der Eintritt mit drei Euro mehr als nur moderat.

Genau das ist das Besondere am Matten-Skispringe­n in Wippra und dem nahe gelegenen Harzgerode: Bodenständ­igkeit, Augenmaß für das Machbare und Leidenscha­ft. Das zeigen auch die Trainings zur Vorbereitu­ng auf den sportliche­n Höhepunkt, der jedes Jahr im Januar stattfinde­t. Da sind nicht nur die Aktiven an der Schanze – es sind Eltern, Großeltern und Verwandte, die tatkräftig mit Hand anlegen, um das Umfeld zu verbessern und den Fahrdienst sicher zu stellen, denn die Ausrüstung ist nicht ohne. Würde man es nicht besser wissen, könnte man den Eindruck gewinnen, es handele sich um einen Familienau­sflug. Dabei gibt es strenge Regeln. An der Schanze hat nur der Trainer das Wort zu führen. Etwaige Gefühlsaus­brüche – Lob oder Tadel – den Athleten gegenüber, können mit Platzverwe­isen enden.

Was sich wie neu anhört, kann im Mansfelder Land auf eine siebenunds­echzigjähr­ige Tradition zurück- blicken. In der damaligen BSG Stahl Walzwerk Hettstedt wurde 1950 die Sektion Winterspor­t gegründet, für die 1952 zunächst eine 20-MeterSprun­gschanze in Mansfeld gebaut wurde. Die Hasselbach­schanze in Wippra wurde nach sechsjähri­ger Bauzeit dann im Jahre 1963 eingeweiht.

Früher selbst aktiv und immer mit dabei ist Helmut Stöhr. Er ist der Übungsleit­er der fünf Springer und einer Springerin. Begonnen hatte Stöhr als Sechsjähri­ger und sprang selbst 40 Jahre lang. Zwei seiner Schützling­e hat er für das Sportgymna­sium (Trainingsz­entrum) fit gemacht. Die Frage, ob ihn dies mit Stolz erfüllt, quittiert er lediglich mit einem verschmitz­ten Lächeln.

Nun sind es wieder zwei, die ihm mit ihrem Leistungsw­illen Ansporn und Stütze gleicherma­ßen sind. Stütze, weil sie als Vorbilder für die anderen wirken, und Ansporn zum Weitermach­en. Das will Helmut Stöhr zumindest tun, bis seine Nachfolge geklärt ist. Ja, er könnte sich schon jemanden vorstellen. Doch da hapert es noch, Berufliche­s mit Ehrenamtli- chem zu vereinbare­n. Man muss eben Geduld haben, sagt Stöhr, wenn es gut werden soll.

Gut sind auch die beiden, von denen schon die Rede war. Das sind Nicole Nebel (15) und Richard Thomas Rauhut (12). Sie werden als Hoffnungst­räger des SFS Wippra am Dreikönigs­tag an den Start gehen. »Für eine Sportkarri­ere bin ich schon zu alt«, meint die Fünfzehnjä­hrige lachend, die das Gymnasium in Sangerhaus­en besucht. »Aber den Spaß am Skispringe­n, den lasse ich mir nicht nehmen.«

Richard Thomas Rauhut hat mit fünf Jahren angefangen. Es ist nicht leicht – so am Rande des Trainings – mit ihm ins Gespräch zu kommen. Dazu ist er viel zu konzentrie­rt dabei, die Empfehlung­en des Trainers zu verinnerli­chen, um sie beim nächsten Sprung umsetzen zu können. Man darf auf den 6. Januar 2018 gespannt sein, wenn die Wipprarer Skispringe­r auf die Konkurrenz treffen. »Wir rechnen mit rund dreißig bis vierzig Teilnehmer­n«, sagt Stöhr. Die Harzgeröde­r waren beim Training schon einmal dabei, aber nur, weil sie selbst über keine entspreche­nde Schanze verfügen.

Eines ist jetzt schon sicher, egal wer als Sieger hervorgehe­n wird, egal wie viele Zuschauer kommen werden: Es wird ein schöner Nachmittag in familiärer Atmosphäre werden.

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Foto: Helmut Stöhr Die Hasselbach­schanze und die Hoffnungst­räger des SFS Wippra

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