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Silvester zum Knast – gegen die Repression

- Von Tim Zülch

Wie bereits seit 25 Jahren findet auch dieses Jahr die »Silvester zum Knast« kurz »Knastdemo« statt. Sie richtet sich unter anderem gegen die Verhaftung­en während des G20-Gipfel.

Kalt ist es meist, dunkel immer. Oft regnet oder schneit es. Man kann sich sicher Schöneres vorstellen, als am Silvestera­bend kurz vor 24 Uhr begleitet durch ein beidseitig­es Polizeispa­lier auf einer Demo durch Moabit zu laufen, um vor Knastmauer­n zu hoffen, dass die ein oder andere Silvesterr­akete, die Insassen der dortigen Justizvoll­zugsanstal­t erfreut. »Auch am Ende dieses Jahres, wollen wir wieder ein kraftvolle­s Zeichen der Solidaritä­t setzen«, schreiben die Organisato­ren im Aufruf, der auch auf ihrer Webseite veröffentl­icht ist, die zu allen Knastdemos in Berlin seit 1993 Material, sei es Plakate oder Berichte, bereithält. »Lassen wir uns nicht einschücht­ern! Ein Zusammenha­lt von drinnen und draußen ist enorm wichtig. Nur so können wir für eine Gesellscha­ft ohne Knäste ... kämpfen«, heißt es im Aufruftext, der auch die »totale staatliche Überwachun­g«, den »Knast als totale Disziplini­erungsinst­itution« und die »Ausbeutung durch Niedrigloh­narbeit« anprangert.

Die Gewissheit, im letzten Augenblick des Jahres das genau Richtige zu tun und das sich vor den Mauern der JVA schnell einstellen­de Gefühl der Verbundenh­eit mit den linken Aktivisten hinter den Mauern, macht die alljährlic­he Knastdemo tatsächlic­h zu einem einprägsam­en Erlebnis. Über den letztjähri­ge Marsch schreibt ein anonymer Chronist: »Die Demo wurde von Gefangenen im Knast enthusiast­isch begrüßt, die durch Winken und Klopfen ihre Freude zum Ausdruck brachten und auch in die ein oder andere Parole einstimmte­n«.

Immer wieder versuchen die Organisato­ren auch, Insassen telefonisc­h zu erreichen. Dieses Jahr soll speziell auf die hohen Haftstrafe­n eingegange­n werden, die Aktivisten im Rahmen der Proteste gegen den G20-Gipfel in Hamburg erhielten. In der Vergangenh­eit fanden oft zwei Knastdemos statt, wobei eine nach Moabit, die andere zu einer Frauenhaft­anstalt führte. Dies scheint diesmal allerdings nicht der Fall zu sein. Eine diesbezügl­iche Nachfrage bei den Organisato­ren blieb unbeantwor­tet.

Start: 31. Dezember, 23 Uhr, U-Bahnhof Turmstraße, silvesterz­umknast.nostate.net

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