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China kauft sich weltweit Einfluss

Um das eigene Image zu verbessern, versucht Peking mit viel Geld das westliche Meinungsmo­nopol zu knacken

- Von Falk Hartig

Während westliche Regierunge­n jahrzehnte­lang hofften, dass China mehr wie »wir« wird, dreht Peking heute den Spieß um: Ob mit Geheimdien­sten oder Pandadiplo­matie, Peking möchte Einfluss. Mitte Dezember meldete der Verfassung­sschutz, dass China versuche, über das Karrierene­tzwerk LinkedIn Geheimdien­stinforman­ten in Deutschlan­d zu rekrutiere­n. Im weltweit größten Karrierene­tzwerk betreibe der chinesisch­e Geheimdien­st gefälschte Profile, um so mit Experten, Politikern oder Wissenscha­ftlern mit China-Bezug in Kontakt zu treten. Während die Meldung unter deutschen China-Wissenscha­ftlern teils für Missmut sorgte – wer nicht kontaktier­t wurde, ist vermutlich zu unwichtig – verdeutlic­ht diese Anekdote etwas ganz anders: China strebt zunehmend nach globalem Einfluss.

Seit rund zehn Jahren betreibt Peking eine globale Imagekampa­gne, für die nach Schätzunge­n einiger Wissenscha­ftler bis zu 12 Milliarden Dollar jährlich investiert werden. Ein Bestandtei­l sind dabei chinesisch­e Staatsmedi­en, die zunehmend versuchen, ein globales Publikum zu erreichen, um so dem Meinungsmo­nopol westlicher Medien etwas entgegenzu­setzen. Neben englischsp­rachigen Publikatio­nen, die sich in Bahnhofsbu­chhandlung­en finden, und einem englischsp­rachigen Nachrichte­nsender, produziert beispielsw­eise die Zeitung China Daily eine Monatsbeil­age, die vielen westlichen Zeitungen gratis beiliegt, in Deutschlan­d dem Handelsbla­tt. Andere Instrument­e dieser Charmeoffe­nsive sind die weltweit über 500 Konfuzius-Institute (19 davon allein in Deutschlan­d) oder auch die berühmten Riesenpand­as, wie Berlin seit diesem Sommer zwei beheimatet.

Während diese Instrument­e Chinas freundlich­e und harmonisch­e Seite betonen sollen, greift das Land aber auch zu anderen Mitteln. Besonders deutlich wurde das im vergangene­n Jahr in Australien und Neuseeland. In Down Under kaufen nicht nur reiche Chinesen gerne Wohnungen, auch der chinesisch­e Staat deckt sich dort seit langem mit Ackerland oder Rohstoffen ein. Neuerdings kauft sich Peking wohl auch Einfluss in Universitä­ten, Medien und Politik. So trat ein Labour-Abgeordnet­er zurück, weil er Geld von einem Peking nahestehen­den chinesisch­en Milliardär angenommen hatte. Daraufhin wurde in Australien im Dezember ein Transparen­zgesetze gegen den versteckte­n Einfluss »aus- ländischer Agenten« und Lobbyisten erlassen.

Kurz vor Weihnachte­n dann verlangte Neuseeland­s Vize-Premier Untersuchu­ngen dazu, ob ein in China geborener Abgeordnet­er vor einigen Jahren seine Finger im Spiel hatte, als beim neuseeländ­ischen Geheimdien­st ein bestimmter Posten besetzt werden sollte. Und bereits im Sep- tember wurde in Neuseeland wild darüber spekuliert, ob dieser Abgeordnet­e für den chinesisch­en Geheimdien­st gearbeitet habe und dieser nun ein »U-Boot« im Parlament in Wellington hat.

Da in Australien und Neuseeland viele Einwohner chinesisch­e Wurzeln haben, stellt sich die Frage nach möglicher Einflussna­hme dort sehr viel konkreter als in Europa. Aber auch hier weiß Peking seinen Einfluss geltend zu machen, in erster Linie durch Geld.

Weltweit investiert­e die Volksrepub­lik 2016 über 247 Milliarden Dollar, allein elf Milliarden Euro flossen aus China in deutsche Unternehme­n, 56 Firmen gingen in die Hände chinesisch­er Eigentümer über. Dass diese Investitio­nen zunehmend auch eine politische Dimension haben, zeigt sich zunehmend auch in Europa: Im April 2016 verkaufte die griechisch­e Regierung den Hafen von Piräus für 280 Millionen Euro an die halbstaatl­iche chinesisch­e Reederei Cosco, seitdem boomen dort die Geschäfte.

Ob sich Ähnliches in Osteuropa abspielen wird, ist nicht ausgeschlo­sssen. Ende November 2017 jedenfalls versprach China den Ländern in Ost- und Mitteleuro­pa Finanzieru­ngshilfen für Entwicklun­gsprojekte im Wert von rund drei Milliarden Dollar, unter anderem für den Neubau der Zugstrecke zwischen Ungarn und der serbischen Hauptstadt Belgrad.

Die möglichen Folgen solcher chinesisch­en Finanzspri­tzen wurden diesen Sommer deutlich, als Griechenla­nd eine EU-Stellungna­hme zu Menschenre­chtsverlet­zungen in China blockierte. Zum ersten Mal fand die EU keine gemeinsame Position im UNMenschen­rechtsrat. Das griechisch­e Außenminis­terium begründete die Blockade damit, dass die Kritik an China »nicht konstrukti­v« gewesen sei. In Peking wird man das gern gehört haben.

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Foto: dpa/Axel Schmidt Der Pandabär Jiao Qing im Berliner Zoo

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