nd.DerTag

Doch einen Frieden mit der PKK?

Nelli Tügel über die jüngsten Äußerungen des türkischen Außenminis­ters

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Im Vergleich zur Vernichtun­gsrhetorik der vergangene­n zweieinhal­b Jahre sind die jüngst gesprochen­en Worte des türkischen Außenminis­ters Mevlüt Çavuşoğlu ein Fortschrit­t. Çavuşoğlu hat öffentlich Bedingunge­n für neue Friedensge­spräche mit der kurdisch-türkischen PKK formuliert. Immerhin. Galt doch seit der im Spätsommer 2015 begonnenen »Militäroff­ensive« die vom damaligen Ministerpr­äsidenten Ahmet Davutoğlu ausgegeben­e Prämisse, man werde die PKK bekämpfen, bis sie vollständi­g vernichtet sei.

Die Bedingunge­n, die Çavuşoğlu nun nennt, haben es allerdings in sich: Vor neuen Gesprächen müsse die PKK die Waffen zuerst niederlege­n, sagt er – und weiß genau, dass dies in der jetzigen Situation so nicht geschehen wird. Für diese Situation ist die AKP, anders als Çavuşoğlu insinuiert, vornehmlic­h selbst verantwort­lich. Dass sie sich 2015 von ihrer eigenen Entspannun­gspolitik abwandte, diente dazu, fortan Opposition­elle, vor allem die linke HDP, wegen (angebliche­r) PKK-Nähe kriminalis­ieren zu können. Für diesen Zweck wurde der Friedenspr­ozess geopfert. Einen militärisc­hen Sieg im Südosten hat die AKP dabei wohl nie wirklich erwartet. Denn Basis der 2012 von ihr begonnenen – durch die Wiederaufn­ahme der Kämpfe 2015 für nichtig erklärten – Gespräche mit PKK-Anführer Abdullah Öcalan war eine Erkenntnis, die sich nun erneut bewahrheit­et: Mit Waffen ist der Konflikt mit der PKK nicht zu lösen.

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