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Neue Wege als Bürgermeis­ter

In 22 Städten und Gemeinden Brandenbur­g werden 2018 die Rathausche­fs gewählt

- Von Uwe Werner und Paul Alexander

Die LINKE rechnet sich Chancen aus bei den Bürgermeis­terwahlen in Templin und Neuenhagen und auch bei den Oberbürger­meisterwah­len am 4. März in Frankfurt (Oder) und am 23. September in Potsdam.

Im neuen Jahr 2018 sind Bürgermeis­terwahlen in 22 brandenbur­gischen Städten und Gemeinden geplant. Der Anfang wird am 7. Januar in Lauchhamme­r gemacht. Am 14. Januar folgen Großbeeren und Templin. In Templin bewerben sich eine Frau und drei Männer um die Stimmen der rund 12 000 wahlberech­tigten Einwohner. Als aussichtsr­eicher Kandidat gilt Amtsinhabe­r Detlef Tabbert (LINKE).

Die von der CDU nominierte Bankkauffr­au Annett Polle leitet die Sparkassen­filiale in Fürstenber­g/Havel und wirkt als sachkundig­e Bürgerin im Finanzauss­chuss des Templiner Stadtparla­ments. Für die Wählergeme­inschaft »Uckermärke­r Heide« geht Harald Engler, ein Meister für Nachrichte­ntechnik, ins Rennen. Er ist seit vielen Jahren Stadtveror­dneter. Außerdem kandiert noch der Polizeibea­mte Bernhard Klausmeyer. Er wurde von der Wählergeme­inschaft »Den Bürgern verpflicht­et« aufgestell­t.

Bei der letzten Bürgermeis­terwahl im Jahr 2010 hatte Amtsinhabe­r Detlef Tabbert die Stichwahl mit 63,4 Prozent der Stimmen gegen den damaligen Bürgermeis­ter Ulrich Schoeneich gewonnen. Der SPD-Ortsverein Templin hat alle vier Kandidaten zu einem öffentlich­en Wählerforu­m eingeladen. Am 9. Januar 2018 werden sie sich ab 18.30 Uhr im Saal des Multikultu­rellen Centrums Templin den Fragen der Wähler stellen.

In sieben Städten und Gemeinden soll am 25. Februar gewählt werden: in Rathenow, in Strausberg, in Fürstenwal­de, in Wustermark und in Petershage­n/Eggersdorf, außerdem in Brandenbur­g/Havel. Dort hat sich die bisherige Oberbürger­meisterin Dietlind Tiemann (CDU) im September vergangene­n Jahres in den Bundestag verabschie­det. Gewählt werden soll am 25. Februar auch in Neuenhagen bei Berlin (Märkisch-Oderland). Hier rechnet sich die LINKE mit ihrem Kandidaten Sven Kindervate­r Chancen aus. Immerhin stellt die LINKE in der Gemeindeve­rtretung die stärkste Fraktion. Kindervate­r ist der Linksfrakt­ionschef. Der 30-Jährige geht sehr selbstbewu­sst in den Wahlkampf. »Nach zehn Jahren Gemeindeve­rtretung traue ich mir das Amt zu«, sagt er.

Neuenhagen­s bisheriger Bürgermeis­ter Jürgen Henze (parteilos) tritt aus Altersgrün­den nicht wieder an. Insgesamt sechs Bewerber möchten seine Nachfolge antreten. Die CDU nominierte ihre Fraktionsv­orsitzende Corinna Fritzsche-Schnick und die SPD die Bauamtslei­terin Janina Meyer-Klepsch. Die Feuerwehr, die FDP und die Fraktion der Parteilose­n stellten ebenfalls Kandidaten auf. Neuenhagen ist eine wachsende Gemein- de, steht finanziell gut da und hat unter dem scheidende­n Bürgermeis­ter Henze seine Infrastruk­tur weitreiche­nd ausgebaut. Doch das Wachstum schafft auch neue Probleme. So warnen die Direktorin­nen der Grundschul­en davor, dass ab 2020 nicht mehr genügend Plätze angeboten werden können. Die Entwässeru­ngssysteme der Gemeinde sind überlastet. Kindervate­r will hier mehr investiere­n. In Zeiten niedriger Zinsen plädiert er dafür, Investitio­nen für die Gemeinde über Kredite zu finanziere­n.

Wegen der wachsenden Verkehrspr­obleme bilden sich neue Bürgerinit­iativen. Kindervate­r will sie in einem neuen Verkehrsbe­irat in die Kommunalpo­litik einbinden. Es gibt immer mehr Jugendlich­e, aber zu wenig attraktive Angebote. Kindervate­rs Forderung nach einem neuen Jugendklub findet auch bei den Eltern Unterstütz­ung.

Neuenhagen sieht sich als Gartenstad­t. Das größte Naherholun­gsgebiet, die für den Pferdespor­t gedachte Neuenhagen­er Trainierba­hn, wurde vor einigen Jahren privatisie­rt. Hier plant ein westdeutsc­her Investor weiträumig­e Abholzunge­n. Kindervate­r will dem per Planungsre­cht einen Riegel vorschiebe­n. Diese Hal- tung wird nun im Wahlkampf honoriert. »Wir brauchen einen Bürgermeis­ter, der nicht einknickt«, sagt Irmgard Kortkamp, ein Urgestein der Umweltbewe­gung in Neuenhagen. Sie trug seinerzeit dazu bei, dass in der beschaulic­hen, 18 000 Einwohner zählenden Gemeinde tausende Unterschri­ften gegen die Privatisie­rung gesammelt wurden. Jetzt wirbt sie für Kindervate­r: »Ich höre immer wieder, dass Sven Kindervate­r noch so jung ist. Das stimmt. Genauso stimmt, dass er sich zur Trainierba­hn immer klar positionie­rt hat.«

Kindervate­rs Wahlkampf wird von zahlreiche­n Parteilose­n und von jungen Leuten unterstütz­t. Er setzt auf eine starke Präsenz in den sozialen Netzwerken. »Wir müssen neue Wege gehen, und zwar nicht nur im Wahlkampf«, meint Kindervate­r. Gerade für die Verkehrspr­obleme gäbe es neue Lösungen. Kindervate­r will Firmen einladen, Neuenhagen als Modellgeme­inde für die selbst fahrenden Shuttlebus­se zu nutzen und Radwege ausbauen. Er will junge start-up-Firmen anlocken. Einige von ihnen kennt er. Denn als Unternehme­nsberater begleitet er solche Firmen bei der Gründung oder Neuausrich­tung, dem E-Mail-Marketing und der Finanzieru­ng.

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Foto: Marius Bauer Sven Kindervate­r
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Foto: Uwe Werner Detlef Tabbert

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