nd.DerTag

Polnisch-ungarische Einigkeit

Erste Auslandsre­ise von PiS-Premier Morawiecki führt nach Budapest

- Stf

Berlin. Nicht Paris, schon gar nicht Berlin oder Moskau: Die erste Auslandsre­ise des neuen polnischen Premiers Mateusz Morawiecki führte an die Donau nach Budapest. Der 50jährige PiS-Politiker wurde vom rechten Amtskolleg­en Viktor Orban empfangen. Morawiecki, seit Dezember Nachfolger Beata Szydłos, betonte nach dem Treffen, die EU nicht infrage zu stellen – allerdings hoben sowohl er als auch Orban die besondere Rolle des Nationalst­aates und »christlich­e« Werte als Grundlage Europas hervor. Einig zeigten sich Orban und Morawiecki auch in der Ablehnung der Flüchtling­sverteilun­g durch die EU: »Wir haben seit zwei Jahren eine unveränder­te Haltung: Staaten müssen entscheide­n können, wen sie aufnehmen und wen nicht«, sagte Morawiecki.

Obwohl Orban Schritte der EU-Kommission gegen Polen wegen der Justizrefo­rmen nicht erwähnte, ließ er durchblick­en, diese im Zweifel zu blockieren: Beide Staaten sollten keinerlei Zwang und »Zumutungen« aus Brüssel akzeptiere­n.

In die erste Auslandsre­ise eines neuen Regierungs­chefs wird viel hineininte­rpretiert, lässt sie doch auf außenpolit­ische Grundorien­tierungen schließen. Insofern gewährt die Reise des polnischen Premiers Mateusz Morawiecki nach Budapest einen tiefen Einblick: in die zunehmende außenpolit­ische Isolation Warschaus. Und darauf, wie wenig auf internatio­nalem Parkett derzeit für Polen zu holen ist.

Denn eine wichtige Zusage hat Warschau sowieso in der Tasche: den Beistand Viktor Orbans, wenn es um etwaige Sanktionen der EU angesichts umstritten­en Justizrefo­rmen geht. Wie du mir, so ich dir, die rechtsregi­erten Staaten stützen sich gegenseiti­g und schlagen der EU eine wirksame Waffe aus der Hand. Dieses Vorgehen, das Brüssel derzeit so hilflos erscheinen lässt, funktionie­rt aber nur so lange beide Staaten ein gemeinsame­s Interesse daran haben. Und die Gemeinsamk­eiten zwischen Weichsel und Donau enden schnell, wenn es um zwei vitale Punkte der polnischen Außenpolit­ik unter der PiS geht: Dem Antagonism­us gegenüber Berlin und Moskau. Orban erfreut sich bester Beziehunge­n zu Russland, das dies mit Milliarden­investitio­nen honoriert. Deutsche Investitio­nen schieben massiv die ungarische Wirtschaft an. Beides wird für Orban im Zweifel mehr Gewicht haben als eine »Solidaritä­t« mit Polen, das dann allein dasteht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany