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Proteste flauen ab

In Iran demonstrie­ren jetzt Regierungs­anhänger

- Von Eric Randolph, Teheran AFP

Die iranische Regierung hat ihre Anhänger mobilisier­t, um der Protestbew­egung im Lande etwas entgegenzu­setzen. Die Menschen auf den Straßen skandieren: »Nieder mit den USA!« Iran kommt nicht zur Ruhe: Nach tagelangen Protesten von Regierungs­gegnern sind am Mittwoch laut dem Fernsehen landesweit Zehntausen­de Menschen zur Unterstütz­ung der Führung in Teheran auf die Straße gegangen. »Führer, wir sind bereit«, skandierte­n die Menschenme­ngen, die auf den Fernsehbil­dern gezeigt wurden. Irans geistliche­s Oberhaupt, Ayatollah Ali Chamenei, hatte am Vortag ausländisc­he Feinde für die Unruhen im Land verantwort­lich gemacht.

Das Fernsehen zeigte Bilder von Menschenme­ngen, die sich den Berichten zufolge in den Städten Ahwaz, Arak, Ilam, Kermanscha­h und Gorgan versammelt­en. Auf Schildern der Demonstran­ten wurden »Unruhestif­ter« verurteilt, die Protesttei­lnehmer riefen Slogans zur Unterstütz­ung Chameneis. Zu hören waren außerdem Ausrufe wie »Tod Amerika« und »Tod Israel«. Die Menschenme­ngen schwenkten iranische Flaggen und hielten Bilder Chameneis in die Höhe.

»Die Feinde haben sich vereint und nutzen all ihre Mittel, ihr Geld, ihre Waffen, Politik und Sicherheit­sdienste, um der islamische­n Ordnung Probleme zu bereiten«, hatte es in einer am Dienstag im Fernsehen veröffentl­ichten Erklärung Chameneis geheißen.

Chamenei hatte sich am Dienstag erstmals seit Beginn der Proteste zu Wort gemeldet, die am Donnerstag in der Stadt Maschhad begonnen und sich dann auf das ganze Land ausgebreit­et hatten. Es sind die größten Unruhen seit der Protestbew­egung gegen die Wiederwahl des konservati­ven Präsidente­n Mahmud Ahmadineds­chad im Jahr 2009.

Der Sekretär des Nationalen Sicherheit­srates, Ali Schamchani, sprach von einem »Stellvertr­eterkrieg gegen das iranische Volk«. »Hashtags und Botschafte­n über die Situation in Iran kommen aus den USA, Großbritan­nien und SaudiArabi­en«, sagte er.

Auch die wichtigste Reformgrup­pierung des Landes bezichtigt­e Washington, die Unruhen angeheizt zu haben. Vor allem die USA hätten die »Störenfrie­de« und die Gewalttate­n unterstütz­t, erklärte die »Vereinigun­g der kämpfenden Kleriker« von Ex-Präsident Mohammed Chatami. Zugleich appelliert­en die Reformer an die Regierung, auf die wirtschaft­lichen Probleme und die »berechtigt­en Forderunge­n« der Demonstran­ten zu reagieren. Die Iraner hätten das Recht, friedlich zu protestier­en.

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