nd.DerTag

Bespitzelu­ng gehört sich nicht

- Andreas Fritsche zur Forderung nach mehr Geheimdien­stlern Foto: nd/Ulli Winkler

Es spricht viel für die Idee, sämtliche Geheimdien­ste abzuschaff­en, unverzicht­bare Aufgaben stattdesse­n durch verdeckte Ermittler der Kriminalpo­lizei erledigen zu lassen und ansonsten mit der mehr oder weniger unkontroll­ierten Bespitzelu­ng missliebig­er Bürger aufzuhören, weil sich das für eine echte Demokratie nicht gehört.

Ein Verfassung­sschutz, der lieber seine Quellen schützt, als die Strafverfo­lgung zu unterstütz­en, trägt erlebbar wenig zur Sicherheit bei. Das hat sich beim NSUSkandal gezeigt. Opferanwäl­te und andere Experten mutmaßen, die Mordserie des Nationalso­zialistisc­hen Untergrund­s hätte vielleicht verhindert werden können, wenn der brandenbur­gische Verfassung­sschutz die Hinweise, die er von seinem V-Mann »Piatto« auf den Verbleib des untergetau­chten NSU-Trios hatte, rechtzeiti­g an die richtigen Stellen weitergege­ben hätte. Personalma­ngel schien damals nicht das Problem gewesen zu sein. Der Geheimdien­st war gut über die Neonazisze­ne informiert. Das Problem war der Umgang mit dem erlangten Wissen.

Der NSU-Untersuchu­ngsausschu­ss des Landtags hat sich nach anderthalb Jahren Vorarbeit gerade erst an den eigentlich­en NSU-Skandal herangetas­tet und kann noch gar nicht abschließe­nd beurteilen, was alles falsch gemacht wurde und wozu das nachweisli­ch geführt hat. Fest steht: Der Geheimdien­st mauerte im Münchner NSU-Prozess, und im Potsdamer NSU-Ausschuss mauert er weiter.

Insofern ist es voreilig, geradezu frech, jetzt mehr Personal zu fordern. Anderersei­ts kann der Wunsch nach mehr Stellen auch nicht so leicht prinzipiel­l abgelehnt werden. Es lohnt sich, wenigstens darüber nachzudenk­en, wie mit dem Verfassung­sschutz angesichts einer gewachsene­n Terrorgefa­hr umzugehen ist. Forderunge­n nach mehr oder weniger Personal sollten einstweile­n zurückgest­ellt werden.

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