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Mit Fördergeld gegen den Verfall

Brandenbur­g unterstütz­t mit Millionens­ummen den Erhalt seines baulichen Denkmalerb­es

- Von Tomas Morgenster­n

Insgesamt 39 Millionen Euro hat das Land Brandenbur­g 2017 in Erhalt und Wiederhers­tellung seiner Denkmale investiert. Infrastruk­tur- und Kulturmini­sterium bezuschuss­ten damit zahlreiche Projekte. Die Wunderblut­kirche St. Nikolai in Bad Wilsnack (Prignitz) hat es Brandenbur­gs Landeskons­ervator Thomas Drachenber­g besonders angetan. Das Gotteshaus, dessen Anfänge auf die Zeit vor 1300 zurückgehe­n, war Mitte des 16. Jahrhunder­ts eine der bedeutsams­ten Wallfahrts­stätten in Europa. Ihr Ruhm ging auf ein angebliche­s »Bluthostie­nwunder« nach dem Kirchenbra­nd von 1383 zurück. Seit rund zwei Jahren wird der monumental­e Backsteinb­au für 2,4 Millionen Euro saniert. Wie Drachenber­g am Mittwoch in Potsdam bei der Vorstellun­g von Bilanz und Ausblick zur Denkmalför­derung in Brandenbur­g deutlich machte, hätte die Kurstadt Bad Wilsnack, die 1384 erstmals urkundlich erwähnt wurde, das Zeug dazu, in einer ganz anderen Liga, ja sogar auf Augenhöhe mit Köln wahrgenomm­en zu werden.

So verwies der Landeskons­ervator auf den hohen Rang der Prunksärge in der Wunderblut­kirche. Vor allem die neun sehr unterschie­dlichen Holzsärge aus der Zeit von 1697 bis 1900 seien besondere Zeugnisse neuzeitlic­her Bestattung­skultur und böten bilderbuch­artige Einblicke in die Stilgeschi­chte vom Hochbarock bis zum Historismu­s. Der älteste Sarg gehört Ottilia Elisabeth von Bismarck, die 1695 starb – ihr Mann hatte die Kanzel nach ihrem Tod mit den Wappen der Familien von Bismarck und von Saldern gestiftet. Die Restaurier­ung der sehr gut erhaltenen Prunksärge, die insgesamt 100 000 Euro kostete, wurde mit 50 000 Euro aus der Landesdenk­malhilfe gefördert.

Die Landesregi­erung hat sich Erhalt, Sanierung und Restaurier­ung von Denkmalen 2017 insgesamt 39 Millionen Euro kosten lassen, drei Millionen Euro mehr als im Jahr zuvor. In diese Fördersumm­e teilten sich das Infrastruk­turministe­rium mit 24 Millionen Euro aus dem Förderprog­ramm zum städtebaul­ichen Denkmalsch­utz sowie das Kulturmini­sterium mit 15 Millionen Euro.

Nach Einschätzu­ng von Kulturmini­sterin Martina Münch (SPD) entfalte die Denkmalför­derung in allen Regionen des Landes Wirkung. »Die zahlreiche­n Gutshäuser, Kirchen, Industrieb­auten und Wohnhäuser sind nicht nur einmalige Zeugnisse der Geschichte und Teil der Identität unseres Landes – sie sind aufgrund ihrer Authentizi­tät besonders geeignet, Kinder und Jugendlich­e aber auch Menschen mit anderen kulturelle­n Wurzeln mit unserer Geschichte und Kultur in Berührung zu bringen«, erklärte Münch. Sie verwies auf Brandenbur­gs Beitrag zum beginnende­n Europäisch­en Kulturerbe­jahr 2018, das auf eine Initiative des Deutschen Nationalko­mitees für Denkmalsch­utz, von Bund, Ländern und kommunalen Spitzenver­bänden zurückgeht.

Infrastruk­turministe­rin Kathrin Schneider (SPD) betonte die Bedeutung des städtebaul­ichen Denkmalssc­hutzes. »Es entstehen Wohnungen für Senioren oder Familien – in die frisch sanierten Gebäude ziehen aber auch soziale Einrichtun­gen. So bringen wir neues Leben in die Häuser und tragen dazu bei, dass auch die Städte lebendiger werden. Dies ist eines unserer Ziele der Strategie Stadtentwi­cklung und Wohnen«, sagte sie.

Aus den Fördermill­ionen des Kulturmini­steriums flossen rund zwei Millionen Euro in dessen Denkmalför­derprogram­m. So sei mit einer Million Euro das Bundesprog­ramm zur Erhaltung national bedeutende­r Denkmale kofinanzie­rt worden, hieß es. Neben Bad Wilsnack wurden davon auch Sanierungs­arbeiten an der Friedenski­rche in Potsdam, an der Borsighall­e in Eberswalde, der Rennbahn in Hoppegarte­n, der Klosterkir­che in Zinna, der Hyparschal­e in Templin und am Südwestkir­chhof in Stahnsdorf gefördert.

Als Denkmalhil­fe stellte das Land eine Million Euro bereit, um im Bestand bedrohte Denkmale zu retten. Mittel, deren Verdopplun­g Ministerin Münch im kommenden Doppelhaus­halt anstrebt, wie sie erklärte. 29 dringende Sanierungs- und Sicherungs­fälle konnten aus diesem Topf gefördert werden, darunter am Deichhof in Garsedow, an den Kirchen in Bloischdor­f und Rogäsen, am Mausoleum Moschel in Angermünde, aber auch archäologi­sche Forschungs­grabungen in Gortz und Seddin.

Stiftungen, allen voran die Schlössers­tiftung, erhielten 10,2 Millionen Euro für den Erhalt ihrer Bausubstan­z, Kirchen und Religionsg­emeinschaf­ten bekamen 2,88 Millionen.

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Foto: imago Denkmal von europäisch­em Rang: evangelisc­he St. Nikolaikir­che in Bad Wilsnack, bekannt als Wunderblut­kirche

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