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Problemlös­er übernimmt den Geheimdien­st

- Von Andreas Fritsche

Frank Nürnberger, bisher Chef der zentralen Ausländerb­ehörde des Landes Brandenbur­g, soll an die Spitze des hiesigen Verfassung­sschutzes treten. Im Nachhinein ist es klar. Ausländerb­ehördenche­f Frank Nürnberger informiert­e vor wenigen Tagen, Brandenbur­g verfüge über 3300 Plätze in der Erstaufnah­me für Flüchtling­e, von denen aktuell nur 1500 Plätze besetzt seien. Für den Fall der Fälle solle das Land aber nicht vorschnell Kapazitäte­n abbauen, riet er. Mit dem Wissen von heute ließe sich aus Nürnberger­s Formulieru­ngen erahnen, das alles gehe ihn nichts mehr an. Und wirklich. Der 46-Jährige muss es da schon gewusst haben: Er soll Chef des Verfassung­sschutzes werden. Innenminis­ter Karl-Heinz Schröter (SPD) will ihn für diesen Posten vorschlage­n. Die Zustimmung des rot-roten Kabinetts vorausgese­tzt, könnte Nürnberger seine neue Position am 1. Februar einnehmen, heißt es. Der alte Verfassung­sschutzche­f Carlo Weber hatte sich zum Jahresende in den Ruhestand verabschie­det.

»Frank Nürnberger ist einer unserer besten Leute. Er hat sich in allen seinen bisherigen Verwendung­en in höchstem Maße bewährt«, lobte der Innenminis­ter am Mittwoch.

Nürnberger kam 1971 im thüringisc­hen Kölleda zur Welt. Nach Abitur und Wehrdienst studierte er an der Universitä­t Potsdam Rechtswiss­enschaften und begann seine berufliche Laufbahn 1998 in der sächsische­n Justizverw­altung. 2002 wechselte er in die brandenbur­gische Straßenbau­verwaltung und rückte nach verschiede­nen weiteren Stationen im Juli 2013 an die Spitze der Zentralen Ausländerb­ehörde in Eisenhütte­nstadt, die inzwischen Außenstell­en in Doberlug-Kirchhain, Wünsdorf und Frankfurt (Oder) hat. Die Behörde registrier­t die in Brandenbur­g ankommende­n Flüchtling­e und verteilt sie auf die Kommunen.

Das sei in den letzten Jahren mit Sicherheit einer der schwersten Jobs gewesen, den das Land zu vergeben hatte, meint Innenminis­ter Schröter. Er nennt Nürnberger einen Problemlös­er und Tatmensche­n, der Entschluss­kraft mit Fingerspit­zengefühl vereinige und mit Menschen umgehen könne. Verfassung­sschutzche­f zu sein, das sei auch einer der schwierigs­ten Jobs. Doch Schröter ist überzeugt, dass Nürnberger das ausgezeich­net machen werde.

Nürnberger selbst erklärte, er sei sich natürlich bewusst, dass der Geheimdien­st gerade in der heutigen Zeit vor großen Herausford­erungen stehe. »Dazu wird in Brandenbur­g in Zukunft auch wieder ein stärkerer Verfassung­sschutz gebraucht«, meinte er.

Der CDU-Landtagsab­geordnete Björn Lakenmache­r äußerte: »Dem chronische­n Personalma­ngel muss endlich ein Ende bereitet werden. Der Verfassung­sschutz benötigt mindestens 30 zusätzlich­e Personalst­ellen.« Die SPD denkt über eine Aufstockun­g nach. Die LINKE zeigte sich bislang skeptisch – nicht zuletzt wegen des NSU-Skandals.

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Foto: dpa/Bernd Settnik Frank Nürnberger

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