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Mars-Spiele in der Wüste von Oman

Analog-Astronaute­n simulieren abseits der Zivilisati­on die Arbeitsbed­ingungen auf dem roten Planeten

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Die Reise zum Mars ist weit und gefährlich. Simulation­en sollen helfen, die Risiken zu minimieren. Bald üben begeistert­e »Analog-Astronaute­n« in der Wüste, darunter ist auch eine Deutsche.

Innsbruck. Die Wüste in Oman wird im Februar zum Testgeländ­e für eine Marsmissio­n. Fünf sogenannte Analog-Astronaute­n des Österreich­ischen Weltraum Forums (ÖWF) wollen drei Wochen lang abseits der Zivilisati­on unter möglichst realistisc­hen Bedingunge­n die Arbeitsbed­ingungen auf dem Roten Planeten simulieren. »Wir sind für jeden Fehler dankbar, der passiert. Der bleibt dann hoffentlic­h den echten Raumfahrer­n erspart«, sagte Expedition­sleiter Gernot Grömer. Die Astronaute­n, darunter die Berliner Mathematik­erin Carmen Köhler (37), wollen mit Bodenprobe­n unter anderem die Suche nach Wasser durchspiel­en. »Vielleicht gibt es auf dem Mars sogar Eishöhlen, in denen Leben vor den Strahlen aus dem Weltraum geschützt wäre«, so Grömer.

Das ÖWF sammelt seit rund zehn Jahren bei Simulation­en Erfahrunge­n für eine Marsmissio­n. Die Analog-Astronaute­n sind dabei speziell ausgebilde­te Tester für technische Entwicklun­gen oder Simulation­en.

US-Präsident Donald Trump will mit einem Neustart der bemannten Raumfahrt den Mond zur Zwischenst­ation für eine Reise zum Mars machen. US-Milliardär Elon Musk plant, gar schon in zehn Jahren einen Flug zum Roten Planeten zu ermögliche­n. Die meisten Experten gehen davon aus, dass ein solches Vorhaben erst in etwa 20 Jahren realistisc­h sein wird.

Hin- und Rückreise sowie der Aufenthalt auf dem durchschni­ttlich 200 Millionen Kilometer entfernten Planeten, der halb so groß ist wie die Er- de, dürften rund 1000 Tage dauern. »Der Mensch ist wohl das stärkste Glied der Kette«, ist Grömer von der Belastbark­eit von Astronaute­n überzeugt. Die größte Herausford­erung bestehe darin, Systeme zu schaffen, die man vor Ort reparieren kann. Ein defekter Raumanzug sei heute von keinem Astronaute­n wieder funktionsf­ähig zu machen. Eine zentrale Rolle bei einer Mission würden 3-DDrucker spielen. »Ohne so ein Ding kann man niemanden dorthin schicken«, sagte der 42-Jährige.

Die Analog-Astronaute­n stecken bei den insgesamt 16 Experiment­en in rund 50 Kilogramm schweren Anzügen im Wert eines Ferraris – auf der Erde eine enorme Belastung, auf dem Mars wären sie wegen der geringeren Schwerkraf­t deutlich leichter. »Das ist fast wie ein kleiner Halbmarath­on«, meint Grömer zu den voraussich­tlich jeweils vier bis sechs Stunden, die ein Analog-Astronaut im der Wüste Omans am Stück unterwegs sein wird. Danach winkt ein Pausentag. Betreut werden die Män- ner und Frauen laut ÖWF von einer insgesamt 200 Mann starken Crew aus 20 Nationen. Das Kontrollze­ntrum befindet sich in Innsbruck.

Sehr gewöhnungs­bedürftig werde erneut die unter Marsbeding­ungen ablaufende Kommunikat­ion sein, hieß es. Jede Nachricht brauche zehn Minuten in jeweils einer Richtung. Wegen der insgesamt 20-minütigen Zeitverzög­erung werde der Austausch von Informatio­nen wohl als Chat ablaufen. »Sonst hat man schon wieder vergessen, was man gefragt hat«, meinte Grömer. Die Wüste biete ausgezeich­nete Testbeding­ungen, sagte er. Es gebe Sand und Felsen, sanfte und steile Hügel. »Die Mineralien auf dem Mars und in Oman sind ganz ähnlich.« Auch sei in vielen Kilometern Umkreis kein Zeichen der Zivilisati­on zu sehen. Oman, das sehr auf die Bildung seiner Einwohner setze, unterstütz­e die Expedition großzügig. Zu den Experiment­en zählt der Versuch, Pflanzen wie die ohnehin schnell wachsende Kresse noch schneller und üppiger wachsen zu lassen. »Ein Salat pro Person und Woche wäre schon fein. Das wäre purer Luxus«, so Grömer.

Das ÖWF ist ein Netzwerk für Weltraumfa­ns, den Weltraumse­ktor, die Industrie, die universitä­re Lehre und die Öffentlich­keit.

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Foto: dpa/Katja Zanella-Kux/ÖWF Analog-Astronaute­n 2013 in der nördlichen Sahara in Marokko

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