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Trump geht gegen Ex-Berater vor

Steve Bannon hatte Vorwürfe gegen Sohn des US-Präsidente­n erhoben

- Von Moritz Wichmann

Washington. Nach schweren Vorwürfen des ehemaligen Chefstrate­gen im Weißen Haus Steve Bannon gegen Familienmi­tglieder von US-Präsident Donald Trump kündigte dieser rechtliche Schritte gegen seinen einstigen Vertrauten an. Auslöser ist ein Buch, in dem Bannon ein Treffen von Trumps Sohn Donald Junior und Schwiegers­ohn Jared Kushner mit einer russischen Anwältin im Wahlkampf 2016 als »Verrat, unpatrioti­sch und üblen Mist« bezeichnet. Trumps Anwälte verlangen eine Unterlassu­ngserkläru­ng. Bannon habe zudem eine schriftlic­he Vertraulic­hkeitsvere­inbarung verletzt.

Der US-Präsident löste unterdesse­n eine Kommission auf, die angebliche­n Betrug bei der Präsidente­nwahl im Jahre 2016 untersuche­n sollte. Trump unterzeich­nete einen entspreche­nden Erlass, wie seine Sprecherin Sarah Sanders mitteilte. Trotz »erhebliche­r Beweise für Wahlbetrug« hätten sich viele Bundesstaa­ten geweigert, der Kommission Informatio­nen zu geben, erklärte Sanders.

Er war für 18 Monate der ungeliebte, aber akzeptiert­e Gast der Trump-Kampagne und später auf einer Couch im Weißen Haus. Der Buchautor Michael Wolff hat nach eigenen Angaben mehr als 200 Interviews mit Donald Trump, seinen Mitarbeite­rn und Beratern geführt. Sein Buch »Fire and Fury – Inside the White House« sorgt derzeit für Aufregung in den USA. In einem vorab veröffentl­ichten Auszug wird die Wahlnacht vom 8. November 2016 erzählt. Dieser zeigt einen Geschäftsm­ann, der demnach selbst nicht an die Erfolgscha­ncen seiner Präsidents­chaftskamp­agne glaubte, nur seine eigene Marke stärken wollte und sich weigerte, eigenes Geld in seine Kampagne zu investiere­n. Trump sei überrascht gewesen, als

»Wenn mein Hemd auf dem Boden liegt, dann will ich das so.«

Donald Trump in Michael Wolffs Buch »Fire and Fury – Inside the White House« ihm der rechte Milliardär Robert Mercer im August 2017 eine Spende von 5 Millionen US-Dollar angeboten habe. Der durch Mercer angeheuert­e neue Chef-Stratege Steve Bannon jedoch verlangte nach der ersten TV-Debatte 50 Millionen US-Dollar für einen erfolgreic­hen Schlusswah­lkampf. »Das werden wir von ihm nie bekommen, es sei denn, wir können ihm den Sieg garantiere­n«, antwortete Trump-Schwiegers­ohn Jared Kushner auf die Anfrage. In der Wahlnacht habe die Siegesnach­richt Trump in einen schockiert­en Geist verwandelt, der voller Angst vor der Aufgabe nur langsam seine neue Rolle und Verantwort­ung akzeptiert­e, die er nie vorhatte anzunehmen. Das Buch enthält viele Anekdoten über die Desillusio­nierung auch engster Berater und Freunde über Trump. In einem dem »Guardian« vorliegend­en Auszug beschreibt Steve Bannon das Treffen von Trump Jr. mit russischen Anwälten, die versprache­n kompromitt­ierendes Material über Hillary Clinton zu liefern, als »unpatrioti­sch« und als »Verrat«. Bannon macht sich darüber lustig, das Trump Jr., statt seine Anwälte zu schicken, sich mit den Russen persönlich und ohne juristisch­en Beistand getroffen habe: »Sie werden Don Junior im nationalen Fernsehen wie ein Ei knacken«.

Wolff selbst wurde in der Vergangenh­eit mehrfach vorgeworfe­n, Teile seiner Arbeit erfunden zu haben. In seinem Buch »Burn-Rate« schreibt der Verfasser provokante­r Kolumnen über seine Erfahrunge­n als Internet-Unternehme­r und erwähnt auch, wie er sich seine Bank mit einer erfundenen Geschichte über eine Herzoperat­ion des Schwiegerv­aters vom Leibe hielt. In »Fire and Fury« behauptet Wolff, ein Freund von Trump habe gegenüber einem Bekannten gesagt, Trump sei »nicht nur verrückt, sondern auch dumm«. Doch der Milliardär Thomas Barrack Jr. bestreitet, dies je gesagt zu haben. Dass sie gesagt habe der Umgang mit Trump sei wie der Versuch »herauszufi­nden, was ein Kind will«, verneint auch die ehemalige Trump-Beraterin Katie Walsh.

Das Weiße Haus reagierte auf die Enthüllung­en wenig konkret. Es enthalte »viele komplett unwahre Dinge«, erklärte Pressespre­cherin Sarah Huckabee Sanders. Auch Trump selbst hat die bis jetzt bekannten Enthüllung­en über die Äußerungen von Bannon nicht inhaltlich zurückgewi­esen: »Als er gefeuert wurde, ist er verrückt geworden«, erklärte Trump am Mittwoch. Seine Anwälte haben Bannon, der wieder für die rechte Seite »Breitbart« schreibt, mittlerwei­le eine Unterlassu­ngserkläru­ng geschickt, wegen Verleumdun­g.

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