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Schuldspru­ch gegen Banker verärgert Ankara

Ex-Vizechef der türkischen Halkbank von US-Gericht verurteilt / Türkei spricht von »Rechtsscha­nde«

- Von Nelli Tügel

Der Prozess wegen Verstoßes gegen die Iran-Sanktionen sorgt für Verstimmun­gen zwischen Washington und Ankara. Die Schlüsself­igur, der Geschäftsm­ann Zarrab, trat als Zeuge auf. Der ehemalige Vizechef der türkischen Halkbank, Hakan Atilla, ist in den USA im Zusammenha­ng mit illegalen Geschäften mit Iran schuldig gesprochen worden. Ein Geschworen­engericht in New York befand den Banker am Mittwoch (Ortszeit) in fünf Anklagepun­kten wegen Bankbetrug­s und Verschwöru­ng für schuldig. Ihm droht nun eine hohe Haftstrafe.

In dem Prozess, der in der Türkei hohe Wellen schlägt, geht es um Goldgeschä­fte mit Iran, die aus Sicht Washington­s gegen USSanktion­en verstießen. Als Zeuge der Anklage sagte der türkisch-iranische Goldhändle­r Reza Zarrab aus, der in den Jahren 2010 bis 2013 über die Halkbank große Mengen Gold nach Iran gebracht haben soll, um so iranische Gasund Öllieferun­gen zu bezahlen.

Zarrab, der im März 2016 während eines Urlaubs in Miami verhaftet worden war, hatte sich auf einen Kronzeugen­deal eingelasse­n und umfassend ausgesagt. Nach seinen Angaben war die türkische Führung um Recep Tayyip Erdogan über seine Goldgeschä­fte informiert. Die türkische Justiz hatte kurz nach Beginn des Prozesses ein Verfahren gegen Zarrab wegen »Spionage« eröffnet und sein gesamtes Vermögen in der Türkei beschlagna­hmt.

Den nun erfolgten Schuldspru­ch gegen Hakan Atilla verurteilt­e die türkische Führung scharf. Die Entscheidu­ng sei eine »ungerechte und unglücklic­he Entwicklun­g«, erklärte das Außenminis­terium in Ankara am Donnerstag. »Unser größter Wunsch ist, dass dieses Urteil, das in dieser Form zu einer Rechtsscha­nde geworden ist, korrigiert wird.« Das Außenminis­terium bezichtigt­e die US-Anklage, sich auf »gefälschte Beweise« gestützt zu haben, die man politisch missbrauch­en könne. Anhänger des in den USA lebenden islamische­n Predigers Fethullah Gülen hätten das Gerichtsve­rfahren zudem beeinfluss­t. Die Türkei sieht Gülen als Drahtziehe­r des Putschvers­uchs vom Juli 2016 und fordert seine Auslieferu­ng.

Der frühere Arbeitgebe­r Atillas, die Halkbank, betonte am Donnerstag in einer Erklärung, die Bank selbst sei nicht Teil des New Yorker Prozesses und es sei auch kein Urteil gegen die Bank verhängt worden. Man halte sich an alle nationalen und internatio­nalen Regelungen und setze auch weiter auf »Transparen­z«.

Während die bereits belasteten Beziehunge­n zwischen den USA und der Türkei sich durch das Urteil weiter verschlech­tern dürften, bemüht sich die türkische Regierung dieser Tage um Verbesse- rung des Verhältnis­ses zur Europäisch­en Union. Am Freitag wird Erdogan in Paris zu einem Staatsbesu­ch empfangen. Nach Polen und Griechenla­nd ist Frankreich damit das dritte EU-Land, das Erdogan nach dem Putschvers­uch im Juli 2016 willkommen heißt. Der türkische Außenminis­ter Mevlüt Cavusoglu wird am Samstag im niedersäch­sischen Goslar erwartet – von seinem Amtskolleg­en Sigmar Gabriel.

Aden. Im Jemen sind nach Angaben von Rettungskr­äften bei Luftangrif­fen der von Saudi-Arabien angeführte­n Militärkoa­lition fast 50 Rebellenkä­mpfer und Zivilisten getötet worden. Die neun Luftangrif­fe in der Nacht und am Donnerstag­morgen hätten sich gegen Stellungen der Huthi-Rebellen in der Provinz Hodeida am Roten Meer gerichtet, teilten Vertreter von vier Krankenhäu­sern in der gleichnami­gen Provinzhau­ptstadt mit. Neben 36 Rebellenkä­mpfern seien auch zwölf Zivilisten getötet worden. Im Jemen kämpfen die Truppen des nach Saudi-Arabien geflohenen sunnitisch­en Präsidente­n Abd Rabbo Mansur Hadi gegen die vom Iran unterstütz­ten schiitisch­en HuthiRebel­len.

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