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Noch ein Wald soll Fraport weichen

Neuer Bürgerprot­est im Rhein-Main-Gebiet

- Von Hans-Gerd Öfinger

Im jahrzehnte­langen Widerstand von Anwohnern gegen den anhaltende­n Ausbau des Frankfurte­r Rhein-Main-Flughafens beginnt ein neues Kapitel. Initiative­n und Lokalpolit­iker rufen für Sonntag, den 7. Januar, zu einer Protestakt­ion in einem Waldstück unweit des südlichen Flughafeng­eländes auf, um die Öffentlich­keit auf einen drohenden erneuten Eingriff in die ohnehin schon stark beeinträch­tigte Natur des Ballungsge­bietes hinzuweise­n.

Das als Treburer Oberwald bekannte Gelände liegt an der Autobahn A5 zwischen Frankfurt am Main und Darmstadt. Hier sollen zwischen den Anschlusss­tellen Zeppelinhe­im und MörfeldenW­alldorf nach den Plänen des teilprivat­isierten Flughafenb­etreibers Fraport demnächst Rodungsarb­eiten beginnen. Die Bäume müssen einer neuen Ausfahrt zur Baustelle für das künftige Terminal 3 am Airport-Südrand Platz machen. Nach offizielle­n Angaben soll die Straße zunächst nur dem Baustellen­verkehr dienen. Insider gehen aber davon aus, dass nach Inbetriebn­ahme des Terminals dort regulärer Verkehr rollen wird.

Die Planung für Terminal 3 war ursprüngli­ch von den Ausbaubefü­rwortern mit dem rasant zunehmende­n Flugverkeh­r gerechtfer­tigt worden. Nachdem das Wachstum jedoch geringer ausfällt als angenommen, setzt das FraportMan­agement jetzt gezielt auf Billigflie­ger wie Ryanair, um den Ausbau überhaupt zu rechtferti­gen. Die irische Airline startet dort bereits seit Frühjahr 2017. Offensicht­lich unter dem Druck der Ryanair-Manager möchte Fraport jetzt in Windeseile den Bau eines Flugsteigs G vorziehen, der auf die Bedürfniss­e von Billigflug­gesellscha­ften zugeschnit­ten sein soll.

»Gerade diese Fluglinien sorgen dafür, dass reguläre Arbeitsplä­tze in schlecht bezahlte Jobs mit schlechten Arbeitsbed­ingungen umgewandel­t werden«, kritisiert Cengiz Aslan vom LINKEOrtsv­erband Mainspitze/Trebur das Geschäftsm­odell und die Unterwürfi­gkeit der Fraport-Chefs gegenüber Ryanair, die sich in extra günstigen Gebühren ausdrückt.

Die Gemeinde Trebur hatte zuerst über viele Jahre den Verkauf ihres Oberwalds an Fraport abgelehnt. Doch ein Enteignung­sverfahren und eine neue bürgerlich­e Mehrheit aus CDU und Freien Wählern seit der Kommunalwa­hl 2016 haben neue Tatsachen geschaffen. In den vergangene­n Wochen waren ganz in der Nähe bereits mehrere Hektar Wald für die Erweiterun­g einer Kiesgrube gefällt worden. Weil der Wald gerade im dicht besiedelte­n RheinMain-Gebiet jedoch zur Naherholun­g, als Lärmschutz und Luftfilter benötigt werde und die Lebensgrun­dlage für zahlreiche Tierarten bilde, fordern Initiative­n seit langem den Stopp aller Rodungen. »Ob mit oder ohne Billigflie­ger, der Bau eines dritten Terminals ist nicht raumverträ­glich«, so Petra Schmidt von der Bürgerinit­iative Mörfelden-Walldorf.

»Frankfurt macht mit im Dumping-Wettlauf um Billigflie­ger«, kritisiert die Umweltorga­nisation Robin Wood. Dies liege aber nicht im Sinne des Allgemeinw­ohls. »Das deutsche Flughafenn­etz hat bereits jetzt deutliche Überkapazi­täten und daher besteht kein Bedarf für weitere Ausbauten«, argumentie­ren die Umweltschü­tzer. Auch die Groß Gerauer Kreistagsa­bgeordnete Christiane Böhm (LINKE) hält den Ausbau für überflüssi­g. Der Flugverkeh­r im Kurz- und Mittelstre­ckenbereic­h könne massiv reduziert werden, zumal viele Strecken im Inland und ins benachbart­e Ausland heutzutage mit schnellen Zügen genauso schnell zurückgele­gt werden könnten wie mit dem Flieger, so Böhm.

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