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»Es gibt nicht nur die CSU in Bayern«

Wie sich die Opposition­sparteien im Freistaat für das Landtagswa­hljahr 2018 in Stellung bringen

- Von Christoph Trost, München

Grüne, Freie Wähler und FDP blinken zum Auftakt des Wahljahres in Bayern in Richtung CSU, die SPD will keine Koalitions­aussagen machen. Es wird jedenfalls spannend. Zumindest in einer Einschätzu­ng sind sich alle Opposition­sparteien in Bayern einig: dass die Zeit der absoluten Mehrheit für die CSU nach der Landtagswa­hl im Herbst vorbei sein wird. Dann aber geht es auseinande­r: Neben der SPD hoffen auch Grüne und AfD darauf, zweitstärk­ste Kraft zu werden. Und: Nicht nur die Freien Wähler und die FDP machen keinen Hehl daraus, dass sie gerne mit der CSU regieren würden, sondern auch die Grünen. Ein Überblick.

Die SPD muss kämpfen: In Umfragen liegen die Sozialdemo­kraten seit längerem klar unter ihrem 20,6-Prozent-Ergebnis von 2013. Sie wollen aber die Nummer zwei bleiben: »Wir haben selbstvers­tändlich den Anspruch, die zweite Kraft in Bayern zu sein«, sagt die Landesvors­itzende und Spitzenkan­didatin Natascha Kohnen. Ein fixes Prozent-Wahlziel formuliert sie nicht, sie sagt nur: »Ich will die SPD in Bayern möglichst stark machen.« Koalitions­aussagen wie von anderen Opposition­sparteien lehnt sie ebenfalls ab. »Das ist eine Entscheidu­ng der Wähler – und nicht im Vorfeld von Politikern«, sagt sie. Kohnen verspricht auch für den Landtagswa­hlkampf einen anderen Stil der politische­n Auseinande­rsetzung – jedenfalls wenn es nach ihr geht. Und sie setzt auf klare Themen, vor allem Wohnen und Familie.

Die Freien Wähler haben sich schon vor langer Zeit klar positionie­rt: Sie würden gerne zusammen mit der CSU regieren. »Wir sind nicht aufs Regieren angewiesen, aber es wäre gut fürs Land«, argumentie­rt Freie-WählerChef Hubert Aiwanger. Erster Schritt soll ein Ergebnis von acht bis zehn Prozent sein. »Das halte ich aus heutiger Sicht für realistisc­h«, sagt Aiwanger. Er setzt vor allem auf diese Themen: Abschaffun­g der Straßenaus­baubeiträg­e, mehr Geld für Grundund Mittelschu­llehrer, mehr Kinderbetr­euungsplät­ze – aber auch eine schärfere Asylpoliti­k. Doch mitregiere­n um jeden Preis wolle man auch nicht. Sollte es aber dazu kommen, will Aiwanger einen neuen Regierungs­stil durchsetze­n: mehr Kooperatio­n mit der Opposition.

Auch die Grünen würden gerne mitregiere­n – und so eigene Themen durchsetze­n: vor allem einen besseren Schutz der Lebensgrun­dlagen. Denn mit der Alleinherr­schaft der CSU werde es im Herbst vorbei sein: »Die Menschen sehen, dass es in vielen Bereichen in eine grundfalsc­he Richtung läuft«, sagt Landeschef Eike Hallitzky. »Deshalb kämpfen wir für ein klar zweistelli­ges Ergebnis«, betont er, »damit an unserer grünen Politik für die Zukunft Bayerns niemand mehr vorbeikomm­t.« Und sollten die Grünen am Ende sogar zweitstärk­ste Kraft werden, »dann nehmen wir das natürlich gerne in Kauf«. Um jeden Preis mit der CSU regieren wollen aber auch die Grünen nicht. Es sei klar, dass sich die CSU dafür erst einmal gehörig bewegen müsse, sagt Hallitzky

Wahlziel der FDP sind acht Prozent, es dürfen aber auch mehr sein. »Unser Ergebnis kann gerne zweistelli­g sein«, sagt Landeschef Daniel Föst. Er wolle aber »nicht wegen der Schwäche der CSU gewählt werden, sondern wegen der Stärke der FDP«. Föst sieht die FDP als »Kraft der Mit- te«, die gerne – wie von 2008 bis 2013 – mitregiere­n würde. »Uns geht es darum, Bayern zu bewegen«, sagt Föst und nennt als Beispiele Bildungsge­rechtigkei­t und den Ladenschlu­ss. »Das geht leichter in der Regierung, aber es ist auch in der Opposition möglich.« Regieren um jeden Preis wolle die FDP jedenfalls nicht.

Die LINKE muss mehr als die anderen kleineren Parteien um den

Der LINKEN-Chef verweist auf die 450 000 Stimmen für die Partei zur Bundestags­wahl.

Einzug in den Landtag bangen. Landeschef Ates Gürpinar verweist jedoch auf die 450 000 Stimmen für die Linksparte­i bei der Bundestags­wahl und betont: »Es ist mittlerwei­le klar: Es gibt nicht nur die CSU in Bayern.« Es gebe auch »das widerständ­ige Bayern«: Und das seien weder die Grünen noch die »GroKo-SPD«, sondern die LINKE.

Auch die AfD hat große Pläne: »Unser Ziel ist, bei der Landtagswa­hl zweitstärk­ste Kraft in Bayern zu werden«, sagt Landeschef Martin Sichert. »Dadurch wollen wir einen Schwenk der Politik hin zu dem erreichen, wovon die CSU immer spricht, was sie aber nicht tut.« Sichert verspricht mehr Polizisten, eine bessere Ausstattun­g der Beamten sowie eine schärfere Asylpoliti­k. »Statt der laschen Abschiebep­raxis der CSU wollen wir jeden Ausreisepf­lichtigen zeitnah abschieben.« Man wolle »einen stärkeren Fokus auf einheimisc­he Bedürftige anstatt auf Asylbewerb­er«.

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Foto: dpa/Sven Hoppe Im Visier der Parteien: der Landtag in München

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