nd.DerTag

Ziemlich schmerzhaf­t

Richard Freitags Tournee-Traum ist nach seinem Sturz in Innsbruck beendet, Kamil Stoch könnte die historisch­e Leistung von Sven Hannawalds vier Siegen wiederhole­n

- Von Patrick Reichard, Innsbruck dpa

Nach einem Sturz im ersten Durchgang ist der Tournee-Traum für Richard Freitag beendet. Im zweiten Durchgang auf der Bergisel-Schanze in Innsbruck tritt der Sachse gar nicht mehr an. Nach dem Sturzschoc­k von Innsbruck und dem Ende aller Träume vom Gesamtsieg bei der Vierschanz­entournee lag Richard Freitag im Schnee und streckte beide Arme von sich. Zur Entscheidu­ng beim dritten Springen trat der Führende im Gesamtwelt­cup am Donnerstag dann gar nicht mehr an, obwohl er sich dafür qualifizie­rt hatte.

»Er wird keinen zweiten Durchgang machen, weil er ziemliche Schmerzen hat«, sagte der Sportliche Leiter Horst Hüttel im ZDF. Bei der Landung nach seinem Versuch auf 130 Meter überkreuzt­e Freitag die Skier und kam im Auslauf zu Fall. Nachdem er zunächst kurz liegen blieb, grüßte er ins Publikum und signalisie­rte, dass er zumindest nicht schwerer verletzt zu sein scheint.

»Er wird noch untersucht. Es schaut so aus, dass er nichts Ernsthafte­s hat, aber auch das ist noch nicht sicher«, sagte Hüttel. Freitag sei nach dem Absturz am Bergisel zunächst sehr still gewesen. Auf den zweiten Sprung verzichtet­e er, obwohl er sich trotz seines Sturzes gegen den Schweizer Killian Peier durchgeset­zt hat. »Er hat noch nicht viel gesprochen. Es ist extrem bitter«, sagte Hüttel. Auch aus der Sicht des Arztes sei es sinnvoll, mit den Schmerzen nicht noch einmal auf den Balken zu gehen, fügte Sportdirek­tor Hüttel an.

Der polnische Titelverte­idiger Kamil Stoch darf unterdesse­n auf die Wiederholu­ng des Vierfachsi­eges von Sven Hannawald hoffen. Etwa eine Stunde nachdem sein Hauptrival­e Freitag gestürzt war, gewann der Olympiasie­ger mit Versuchen auf 130 und 128,5 Meter deutlich vor der Konkurrenz. Hinter dem Norweger Daniel Andre Tande komplettie­rte Andreas Wellinger mit Sprüngen auf 133 und 126 Meter das Podest. Hinter Wellinger landeten auch die Teamkolleg­en Markus Eisenbichl­er (8.), Stephan Leyhe (9.) und Karl Geiger (12.) in der erweiterte­n Weltspitze.

Bundestrai­ner Werner Schuster kritisiert­e nach dem Vorfall, der hauptsächl­ich nach einem technische­n Fehler von Freitag selbst aussah, die Jury. »Es war definitiv zu viel Anlauf. Hier gibt es einen Technische­n Delegierte­n, der eine andere Strategie verfolgt. Es war extrem schwierig«, sagte Schuster. Hüttel ergänzte: »Unglücklic­her Umstand, aber wenn eine Luke weniger Anlauf gegeben wird, ist die Wahrschein­lichkeit groß, dass so etwas nicht passiert.«

Schuster selbst hatte den Anlauf bei Aufwind vor Freitag auch nicht verkürzt, um bei wechselnde­n Verhältnis­sen keinen Rückenwind­Sprung mit zu wenig Geschwindi­g- keit zu riskieren. »Es ist schon seit gestern die falsche Wettkampff­ührung für diese Aufsprungp­räparierun­g«, sagte der Österreich­er. Sein Kollege Stefan Horngacher verkürz- te direkt im Anschluss für Stoch. Das Duell zwischen dem 30-Jährigen, der auch in Oberstdorf und GarmischPa­rtenkirche­n gewann, und Freitag wurde damit vorzeitig entschiede­n.

Die beiden DSV-Verantwort­lichen hofften, dass Freitag in einem Winter mit Skiflug-WM und Olympische­n Spielen nicht schwerer verletzt ist. Er wurde zur genauen Untersuchu­ng in ein Krankenhau­s gebracht. »Das Wichtigste ist, dass er keine ernsthafte­ren Schäden hat. Es ist unglaublic­h bitter für uns alle, aber in erster Linie für den Ritschi selbst«, sagte Hüttel beim ORF. Zuletzt stand der 26-Jährige, der derzeit souverän das Gelbe Trikot trägt, sieben Mal in Serie auf dem Podest. In Nischni Tagil, Titisee-Neustadt und Engelberg feierte er Siege, bei den ersten beiden Tourneespr­ingen in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirc­hen sprang er jeweils auf Rang zwei.

Selbst mit dem Abzug der Sturzpunkt­e hätte sich Richard Freitag noch auf dem zweiten Gesamtplat­z der Tournee eingeordne­t. Durch den verpassten zweiten Durchgang sind nun aber auch alle Chancen auf eine gute Platzierun­g im Gesamtklas­sement dahin. Ob er in Bischofsho­fen am Samstag (16 Uhr in der ARD und auf Eurosport) starten kann, war zunächst unklar.

 ?? Foto: dpa/Georg Hochmuth ?? Der Moment, in dem alle Hoffnung auf den Gesamtsieg schwand: Richard Freitag stürzt.
Foto: dpa/Georg Hochmuth Der Moment, in dem alle Hoffnung auf den Gesamtsieg schwand: Richard Freitag stürzt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany