nd.DerTag

Die FPÖ hält, was sie verspricht

Nelli Tügel über den Vorstoß gegen Geflüchtet­e in Österreich

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Seit einigen Tagen erlebt die Bundesrepu­blik eine Welle rechter Enthemmung – vor allem in sozialen Netzwerken. Dort sind bei vielen AfDlern verbal die letzten gemäßigten Hüllen gefallen. Im Nachbarlan­d Österreich sind die Rechten schon weiter, hier stellen sie die Regierung. Der gemäßigten Hüllen haben sich die ehemals konservati­ve, heute rechtspopu­listische ÖVP und die immer schon stramm rechte FPÖ bereits im Wahlkampf entledigt. Nun machen sie ernst und setzen um, was sie versproche­n haben. Zuvorderst: Migration stoppen, Flüchtling­e schikanier­en.

Insofern ist nicht erstaunlic­h an dem widerliche­n Vorschlag des österreich­ischen FPÖ-Vizekanzle­rs, Flüchtling­e in Wiener Kasernen zu stecken, dass er ihn gemacht hat. Erstaunlic­h ist, dass er kurz darauf, vorerst, zurückrude­rte. Denn der Vorstoß war nur »folgericht­ig«, wenn man sich das Regierungs­programm vergegenwä­rtigt. Dort steht, Flüchtling­e sollen nicht mehr in privaten Unterkünft­en leben, sondern in »Quartieren«. Ihnen soll Bargeld abgenommen, Geldleistu­ngen für Asylberech­tigte und subsidiär Geschütze sollen auf 365 Euro gesenkt werden. Man kann der neuen Regierung also nicht vorwerfen, sie habe ihre Absichten verschleie­rt. Wer noch hofft, sie werde sich »mäßigen«, dem ist nicht zu helfen. Die nun über die Kasernenid­ee aufgebrach­te SPÖ beispielsw­eise muss sich fragen lassen, warum sie trotz des von ihr konstatier­ten »erschrecke­nden Menschenbi­ldes« der FPÖ mit dieser im Burgenland koaliert.

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