nd.DerTag

Freier Hass ist nicht freies Internet

Katja Herzberg zur Debatte über Eingriffe bei Facebook und Co.

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Befinden wir uns im Jahr 2018 oder hat doch Orwells 1984 begonnen? Wer die Debatte über das Netzwerkdu­rchsetzung­sgesetz (NetzDG) verfolgt, kann den Eindruck bekommen, das freie Wort stünde vor dem Ende. Doch nicht nur, dass in Orwells Werk Facebook und Co. fehlen: Die sogenannte­n sozialen Netzwerke in die Pflicht zu nehmen, macht sie nicht zur Gedankenpo­lizei. Die Plattforme­n führen uns aber vor Augen, wie unsere Gesellscha­ft 2018 tickt, wenn Menschen dort Hass und Hetze als freie Meinungsäu­ßerung verteidige­n.

Die Unternehme­n Facebook, Twitter etc. haben bereits ohne NetzDG gelöscht und blockiert, frei nach ihren Hausregeln. Der Hass gegen aufkläreri­sches Tun konnte sich dagegen oft Bahn brechen. Wer in letzter Zeit einmal Online-Kommentare moderiert hat, weiß, dass die Menschenfe­inde und ihre Lügen die numerische Oberhand haben. Auf solche Entwicklun­gen muss eine Gesellscha­ft und der sie zusammenha­ltende Staat reagieren. Wie Autokonzer­nen mit Abgasnorme­n die Erhaltung unserer Gesundheit auferlegt wird, muss dies auch mit der Humanität im Facebook-Universum geschehen.

Wer Twitter und Co. enteignen und das Internet zu einem echten öffentlich­en Ort machen will, sollte dafür argumentie­ren, nicht aber einer demokratis­ch gewählten Regierung vorwerfen, dass sie Rechte geachtet sehen will – zu denen auch die Meinungsfr­eiheit zählt.

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