nd.DerTag

Sondieren im Sauseschri­tt

In nur sechs Tagen will sich Schwarz-Rot näherkomme­n

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Berlin. Union und SPD haben sich vor ihren Sondierung­sgespräche­n, die am Sonntag beginnen werden, Disziplin verordnet. Anders als bei den gescheiter­ten Gesprächen von Union, FDP und Grünen soll möglichst wenig nach außen dringen. Zwischenst­ände oder Arbeitspap­iere sollen nicht öffentlich gemacht werden. Die gemeinsame­n Auftritte der Generalsek­retäre nach jedem Sondierung­stag entfallen. Am Donnerstag sollen Ergebnisse vorliegen.

CDU, CSU und SPD entsenden jeweils 13 Unterhändl­er. Die meisten Fragen wollen Union und SPD in großer Runde verhandeln. Über besonders schwierige Themen dürfte der Sechserkre­is der Partei- und Fraktionsc­hefs entscheide­n.

Ein Konfliktth­ema wird die Migration sein. Die SPD hat angekündig­t, dass sie den derzeit ausgesetzt­en Familienna­chzug für Geflüchtet­e mit eingeschrä­nktem Schutzstat­us wieder ermögliche­n will. Die Union ist dagegen und will auch ihr grundgeset­zwidriges Ziel durchsetze­n, die Flüchtling­saufnahme generell auf 200 000 Menschen pro Jahr zu begrenzen. Die Innenminis­ter von Bayern und Baden-Württember­g, Joachim Herrmann (CSU) und Thomas Strobl (CDU), werden hier eine wichtige Rolle spielen. Bei der SPD dürfte Parteivize Ralf Stegner mitmischen. Das Thema Zuwanderun­g dürfte aber ohnehin eher ganz oben entschiede­n werden.

SPD-Chef Martin Schulz hat das Ziel der »Vereinigte­n Staaten von Europa« ausgerufen. Die CSU lehnt dies ab. Auf Unionsseit­e dürften sich der CSU-Europapoli­tiker Manfred Weber und Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen zuständig fühlen. Fraglich ist, wie Deutschlan­d auf die Vorschläge des französisc­hen Präsidente­n Emmanuel Macron zu einer vertieften Eurozone und EU reagiert. In der SPD und im Kanzleramt scheint man gewillt, wegen der Fliehkräft­e in der EU positiv auf Macron zu reagieren.

Die Rückkehr zur paritätisc­hen Finanzieru­ng der Beiträge für die gesetzlich­e Krankenver­sicherung könnte ein sozialpoli­tisches Aushängesc­hild einer neuen Großen Koalition werden. Denn die gute Arbeitsmar­ktlage bringt den Sozialkass­en Rekordeinn­ahmen. Bei der von der SPD favorisier­ten Bürgervers­icherung werden wegen des Widerstand­s der Union Kontrovers­en erwartet.

Die SPD fordert zudem das Recht auf Rückkehr von Teilzeitin Vollzeitar­beit. Für die Union sind stabile Lohnnebenk­osten ein wichtiger Punkt. Hier könnte es Konflikte geben. In den Sondierung­sgruppen dürften aber Politiker zusammentr­effen, denen Kompromiss­e zuzutrauen sind – etwa NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) und Bundesarbe­itsministe­rin Andrea Nahles (SPD).

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