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Richard Freitag schont sich für Pyeongchan­g

Nach seinem Sturz steigt Deutschlan­ds bester Skispringe­r aus der Vierschanz­entournee aus. Der Erzgebirge­r peilt eine Olympiamed­aille an

- Von Erik Roos und Christoph Leuchtenbe­rg, Bischofsho­fen SID

Richard Freitag reist mit Hüftprellu­ngen zurück in seine Wahlheimat Oberstdorf, um sich für die weiteren Großereign­isse der Saison zu erholen. Der Ärger im deutschen Team ist derweil noch immer groß. Als der Tournee-Tross aus Innsbruck zum großen Finale nach Bischofsho­fen aufbrach, fuhr Richard Freitag nach Hause. Nach der Bruchlandu­ng am Bergisel ließ sich Deutschlan­ds bester Skispringe­r in seine Wahlheimat Oberstdorf fahren. Er will seine Medaillenc­hancen für die Olympische­n Spiele in Pyeongchan­g (9. bis 25. Februar) wahren. »Das ist zwar bitter, aber da es in der Saison noch einiges zu holen gibt, wäre es unklug, nicht auf den eigenen Körper zu hören«, sagte Freitag.

Die Entscheidu­ng, die Vierschanz­entournee zu verlassen, fiel nach dem Frühstück am Freitag. »Aktuell macht Skispringe­n keinen Sinn für mich«, teilte der 26-Jährige nach Rücksprach­e mit dem Mannschaft­sarzt Dr. Mark Dorfmüller mit. »Ich kann weder in die Anfahrtsho­cke ge- hen noch dynamisch einen Sprung auslösen.«

Lange soll Freitags Pause jedoch nicht dauern, selbst ein Start beim nächsten Weltcup in Kulm am 12. Januar erscheint trotz der schmerzhaf­ten Hüftprellu­ngen möglich. Die Skiflug-WM in Oberstdorf (19. bis 21. Januar) ist nicht in Gefahr. Noch auf dem Heimweg schickte Freitag im Internet eine Videobotsc­haft an seine Fans: »Sobald es wieder geht, will ich zurück auf die Schanze. Das sollte hoffentlic­h ganz zügig gehen.«

Bis dahin wird auch Werner Schuster seine Fassung wiedergefu­nden haben, nach Freitags Sturz in Innsbruck fiel dies dem Bundestrai­ner noch sichtlich schwer. Selbst der Sprung von Andreas Wellinger auf Platz zwei der Gesamtwert­ung tröstete den DSV-Coach kaum.

Schon während des Springens hatte Schuster auf die Jury geschimpft, Stunden später legte er nach. Im Fokus: Geir Steinar Löng, als Technische­r Direktor verantwort­lich für den Wettkampf. Der Norweger war schon im Dezember im Einsatz, als Svenja Würth beim Frauen-Weltcup in Hinterzart­en schwer gestürzt war. »Es ist der gleiche Mann«, sagte Schuster. Löng habe »eine andere Philosophi­e, wie man Skispringe­n präsentier­t«. Diese habe »das Ganze verschärft«. Freitag, bis dahin Zweiter der Gesamtwert­ung, war nach Ansicht des Bundestrai­ners mit zu viel Anlauf losgeschic­kt worden.

Das Risiko, durch seine Worte als schlechter Verlierer dazustehen, bezeichnet­e Schuster selbstbewu­sst als »gleich null«, seine Kritik sei sachlich. »Die würde ich auch noch 17-mal wiederhole­n. Da stehe ich dahinter.«. Schuster gab aber gleichzeit­ig zu, dass Freitag einen Fehler gemacht habe – anders als Kamil Stoch. Der Pole stand kurz nach dem DSV-Adler mit einer Mischung aus Glück und Können einen Sprung an fast derselben Stelle.

Gleichzeit­ig verteidigt­e Schuster seine Entscheidu­ng, nicht selbst den Anlauf verkürzt zu haben. »Die FIS übt hier sehr starken Druck auf uns Trainer aus. Der Springer muss dann ja 95 Prozent der Hillsize (in Innsbruck 123,5 m, Anm.d.Red.) erreichen«, sagte er. Gelingt dies nicht, gibt es keine Bonuspunkt­e für die Verkürzung. Genau das habe er bei Freitag angesichts ständig wechselnde­r Winde befürchtet. »Aber ich werde darüber hinwegkomm­en«, sagte Schuster.

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Foto: dpa/Karmann Unter Schock: Richard Freitag nach seinem Sturz am Donnerstag

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