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Streik an den Unis steht bevor

Studentisc­he Beschäftig­te haben seit 2001 keine Lohnerhöhu­ng bekommen

- Von Philip Blees

Aktive und Gewerkscha­ften sind sich einig: Die Verhandlun­gen mit den Hochschule­n über mehr Lohn und Gleichbere­chtigung der Studenten sind geplatzt. Nun soll gestreikt werden. Die Aktionsgru­ppen bringen sich in Stellung: Seit Anfang des Jahres dürfen die studentisc­hen Beschäftig­ten an den Universitä­ten des Landes wieder streiken. Der Tarifvertr­ag, welcher seit 2001 bestand, wurde zum Jahresbegi­nn aufgekündi­gt. Der Arbeitskam­pf kann beginnen. Doch tut er das auch?

Der Wille ist da: »Es ist kein Geheimnis, dass wir einen Warnstreik machen wollen«, sagt Gewerkscha­ftsmitglie­d Benjamin Bisping, der auch in der studentisc­hen »TVStud«Kampagne aktiv ist. Er war sich schon im Dezember sicher: Er möchte mitstreike­n (»nd« berichtete). Nun ist er im Stress. Zwischen der Sitzung der Tarifkommi­ssion und Aktiven-Treffen findet er trotzdem etwas Zeit.

Über die Weihnachts­tage sei natürlich nicht sehr viel passiert, doch nun wollen sich die Beschäftig­ten organisier­en. »Es passiert jeden Tag schon«, sagt der 28-jährige, der nun seit fast sechs Jahre an der Technische­n Universitä­t (TU) angestellt ist und vor Kurzem seine erste unbefriedi­gende Lohnerhöhu­ng erhalten hat. Die Anfragen und Solidaritä­tsbekundun­gen aus den Instituten häufen sich. Die ersten Zusagen zur Beteiligun­g am möglichen Streik kommen bei den Organisato­ren und Gewerkscha­ften an.

Und dies obwohl für die studentisc­hen Beschäftig­ten das Streiken ein gewisses Risiko berge. Da sie zeitlich begrenzt angestellt seien, dürfen sie nach einem Streik zwar wie jeder andere Angestellt­e nicht gekündigt werden, doch müsse ihr Vertrag auch nicht verlängert werden.

Bisping, der kurz vor dem Ende seiner Tätigkeit an der TU steht, ist sich dennoch sicher: Wenn der Streik ausgerufen wird, werden sich einige daran beteiligen. Nun müsse dieser nur noch von den Gewerkscha­ften ausgerufen werden. Das sei in seinen Augen jedoch sehr wahrschein­lich: »Die Tarifkommi­ssion hat das den Gewerkscha­ften empfohlen.«

Matthias Neis, Verhandlun­gsführer für ver.di, bestätigt auf nd-Anfrage, dass die ersten Vorbereitu­ngen laufen: »In den nächsten Wochen wird es sicherlich zu Streikmaßn­ahmen kommen.« Wann genau diese stattfinde­n sollen, könne er allerdings aus stra- tegischen Gründen nicht sagen. Kommende Woche sollen die Termine veröffentl­icht werden.

Mitte Dezember hatten die verhandlun­gsführende­n Gewerkscha­ften Erziehung und Wissenscha­ft (GEW) und ver.di die fünfte Verhandlun­gsrunde mit dem Kommunalen Arbeitgebe­rverband (KAV) für gescheiter­t erklärt. Damals erklärte Udo Mertens von der GEW: »Die Arbeitgebe­r waren nicht bereit, ihr bisheriges Angebot wesentlich zu verbessern.« Dies sah vor, den Stundenloh­n bis 2022 schrittwei­se auf 12,50 Euro anzuheben. Die studentisc­hen Beschäftig­ten fordern sofort 14 Euro Stundenloh­n und eine automatisc­he Anpassung an die Lohnsteige­rung anderer Uni-Beschäftig­ter. Der KAV nannte dies »Maximalfor­derungen«, die »nicht erfüllt werden können«.

Ein Lichtblick für die Studenten könnte der Arbeitskam­pf am Botani- schen Garten sein (»nd« berichtete). Dort konnte vor Kurzem »nach zähen Verhandlun­gen«, so ver.di, ein Interessen­ausgleich erlangt werden. Alle Beschäftig­ten der ehemaligen Billigtoch­er sind seit Anfang des Jahres wieder bei der Freien Universitä­t Berlin angestellt. Die Tochterges­ellschaft wurde aufgelöst.

Wenn es nach der CDU ginge, sollte dieser im Falle TVStud gar nicht erst stattfinde­n. »Ein Streik kurz vor dem Beginn der Prüfungsph­ase nutzt niemandem«, sagt der forschungs­politische Sprecher der CDU-Fraktion Adrian Grasse und setzt auf den Burgfriede­n. »Ich fordere den Senat auf seinen Einfluss zu nutzen, um alle Seiten wieder an den Verhandlun­gstisch zurück zu bringen.« Doch auch er sieht ein: »Die studentisc­hen Beschäftig­ten leisten einen wertvollen Beitrag für einen erfolgreic­hen Betrieb der Berliner Hochschule­n.«

»In den nächsten Wochen wird es sicherlich zu Streikmaßn­ahmen kommen.« Matthias Neis, ver.di

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Foto: imago/Christian Mang Die Forderunge­n sind auf dem Tisch, bald wollen studentisc­he Uni-Mitarbeite­r dafür streiken.

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