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Fußballfan­s forschen nach Naziopfer

- Von Andreas Fritsche

Anhänger des Berliner Fußballklu­bs Hertha BSC recherchie­ren in der Gedenkstät­te Sachsenhau­sen das Schicksal des im KZ ermordeten Vereinsmit­glieds Eljasz Kaszke. »Wer war Eljasz Kaszke? Und was geschah mit dem jüdischen Vereinsmit­glied von Hertha BSC, nachdem die Nationalso­zialisten 1933 an die Macht kamen?« Diesen Fragen gehen Anhänger des Fußballklu­bs jetzt in der KZ-Gedenkstät­te Sachsenhau­sen nach.

In etlichen Fußballsta­dien kommt es leider immer wieder vor, dass Neonazis faschistis­che Parolen grölen, den Hitlergruß zeigen und nach dem Spiel Passanten belästigen, die sie für Ausländer halten. Früher gab es auch die Unsitte, höhnisch zu singen: »Hans Rosenthal ist tot.«

Der jüdische Waisenjung­e Hans Rosenthal (1925-1987) hatte die Nazizeit versteckt in einer Laubenkolo­nie in Berlin-Lichtenber­g überlebt, war ein beliebter ZDFModerat­or, begeistert­er Fußballer und Präsident des Sportverei­ns Tennis Borussia Berlin.

Angesichts der genannten Vorkommnis­se ist es verdienstv­oll, wenn vernünftig­e Fußballfan­s engagiert die Geschichte aufarbeite­n. Das tun jetzt 17 Anhänger des Erstligist­en Hertha BSC. An diesem Wochenende recherchie­ren sie in Sachsenhau­sen das Schicksal eines ehemaligen jüdischen Vereinsmit­glieds. Eljasz Kaszke wurde dort am 17. März 1940 von der SS ermordet. Ansonsten sei Kaszkes Lebensweg »weitgehend unbekannt«, informiert­e die Stiftung brandenbur­gische Gedenkstät­ten am Freitag. Dies solle sich nun ändern.

Die Projekttei­lnehmer werden in Archiven nachforsch­en und Orte in Berlin und Oranienbur­g erkunden, heißt es. Im Februar und im März sollen zwei weitere Workshops stattfinde­n. Ergebnisse sollen im April öffentlich präsentier­t werden. Beabsichti­gt ist es, für Besucher der Gedenkstät­te und für Hertha-Fans eine Biografie Kaszkes zu schreiben.

Angeschobe­n wurden die Bemühungen von der Fanbetreuu­ng des Klubs, vom Fanprojekt Berlin und von der Gedenkstät­te Sachsenhau­sen. Damit setzen die Herthaner ihr Projekt »Aus der eigenen Geschichte lernen« fort. Zuerst hatten sie sich erfolgreic­h auf eine Spurensuch­e begeben, bei der es um den einstigen jüdischen Mannschaft­sarztes Dr. Hermann Horwitz ging. Horwitz war Mannschaft­sarzt während der Meisterjah­re 1930/31. Die Faschisten deportiert­en ihn während des Zweiten Weltkriegs nach Ausschwitz, wo er umgebracht wurde.

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