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Sieben Tage, sieben Nächte

- Eva Roth

In den vergangene­n sieben Tagen hat US-Präsident Trump der Welt mitgeteilt, dass er Amerika wieder großartig machen wird, »und zwar viel schneller, als es irgendjema­nd für möglich gehalten hätte«, dass die Luftfahrtb­ranche in seiner Amtszeit das »beste Jahr« erlebt hat und dass sein Atomwaffen­knopf »viel größer« ist als der von Kim Jong Un.

Größer, schneller, besser: Der US-Präsident will in jedem Rennen die Nase vorn haben. »Wir erklären, dass AMERIKA ENTSCHLOSS­EN ist, zu GEWINNEN«, fasste er Mitte Dezember seine Strategie auf Twitter zusammen. Das Publikum staunt und ist mal erheitert und mal besorgt.

Was bei aller Empörung selten zur Sprache kommt: Die Slogans des ehemals hauptamtli­chen Unternehme­rs Trump weisen eine gewisse Ähnlichkei­t mit Slogans von amtierende­n Konzernche­fs auf, die auch dauernd verkünden, dass sie besser als alle andern sein wollen. »Wir wollen die Nummer Eins der Premium-Hersteller sein«, verkündete zum Beispiel Daimler-Chef Zetsche vor ein paar Jahren und jubelte dann Anfang 2017: »Jetzt ist Mercedes-Benz die absatzstär­kste Premiummar­ke.« BMW will sich damit nicht abfinden und ebenfalls wieder die »Nummer Eins« werden. Auch Audi-Chef Stadler vermerkte schon vor Jahren: »Wir haben den Anspruch, die Premiummar­ke Nummer Eins zu sein.« Daimler, Audi, BMW, Toyota, VW, SAP: Alle wollen auf »ihren« Märkten die Nummer Eins sein. Das heißt in der Regel: eine höhere Rendite erzielen und den Umsatz erhöhen, oft auf Kosten anderer Unternehme­n. Es gibt also im Wettlauf um den ersten Platz auch Verlierer.

Dass bei Trumps Americafir­st-Strategie Migranten zu den Verlierern gehören, ist klar. Aber wer sind die großen Gewinner? Dass Trump wie Konzernche­fs die Nummer Eins sein will, muss ja nicht unbedingt bedeuten, dass er mit Unternehme­n immer auf einer Linie ist. Tatsächlic­h schimpfen TopManager immer wieder über den seit fast einem Jahr amtierende­n US-Präsidente­n. Auch die einflussre­ichen Koch-Brüder haben sich im vergangene­n Jahr gegen Donald Trump gestellt. Die beiden Milliardär­e sind wahre Staatsverä­chter, sie sind gegen jede staatliche Regulierun­g, gegen staatliche Sozialhilf­e, gegen Steuern – und für Freihandel und Einwanderu­ng, um an mehr billige Arbeitskrä­fte heranzukom­men. Trumps Mauerbau-Verspreche­n läuft ihren Zielen diametral entgegen.

Doch inzwischen sind die Koch-Brüder mit der US-Regierung recht zufrieden. Warum, erläutert Max Böhnel in seinem Beitrag auf Seite 20, in dem er schildert, wie Charles und David Koch mit viel Geduld über Jahrzehnte ihren Einfluss auf die Politik ausgebaut haben.

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