Kickende Würstchen
Über die dümmste aller Sportarten, ihre Fans und ihre Funktionäre. Konstruktives zum anstehenden Fußballjahr.
In den Fußballstadien werden sich ab kommender Woche, wenn die Rückrunde der deutschen Bundesliga startet, wieder Wochenende für Wochenende die gleichen rund 350 000 betrunkenen Stumpfköpfe versammeln. Nun könnte man diese geistig retardierte, aber weitgehend harmlose Minderheit schlicht ignorieren, würden jene sich nicht so penetrant ins öffentliche Leben drängen wie sonst nur SUV-Fahrer, Selbstmordattentäter oder Hitler.
Wer sich über den gesellschaftlichen Stand der Dinge hierzulande auf die Schnelle ein Bild machen möchte, der möge sich an einem beliebigen Sonntagmorgen eine der Kinderveranstaltungen ansehen, die noch in der verlassensten Hinterwäldler-Einöde ausgetragen werden. Väter und Mütter, eine Spezies, der man vernünftigerweise ohnehin nur mit Argwohn begegnet, stehen am Rand des rechteckigen Feldes, auf dem die eigene, zumeist selbst dafür restlos untalentierte Brut mit anderen kleinen Vollstümpern der dümmsten aller Sportarten nachgeht: Fußball.
Hier, im Schutz der frühen Uhrzeit, im Wissen, unter sich zu sein, also unter ausschließlich anderen traumsicher sackblöden Angebern und Aufschneidern, lässt noch der vermiefteste Büroschmock, der urbanste Kleinhipster, der reflektierteste PoWiLehrer die dumme Sau raus, die er ist. Auf die kleinen Hoffnungsträger, größtenteils freilich auch längst nicht mehr bei Trost, wird das Leiden an der eigenen so nichtswürdigen wie voranschreitenden Hinwesung projiziert, immer im Hinterkopf, dass das kickende Würstchen späteren Tags mit einer Fußballerkarriere nicht nur Ruhm, sondern auch Geld in rauen Mengen scheffeln könnte, usw. So werden gegnerische Kleinkinder beschimpft, jugendliche Schiedsrichter verprügelt und Trainerwechsel in der F-Jugend gefordert: »Das sind nun einmal die Mechanismen des Geschäfts.« (Papa von Joel).
Selbst Frauen, die sich zwar in der Fußballsache wie stets als der weniger unerträgliche Teil der Menschheit erweisen, indem sie sich laut aktueller Umfrage mehrheitlich null für diesen »Scheiß« (Forsa) interessieren, sind vor der grässlichen Wirkung des Fußballs nicht gefeit und beginnen, kaum betreten sie ein Fußballfeld oder -stadion, wie von Sinnen herumzubrüllen.
Apropos Stadion. Hier werden sich ab kommender Woche, wenn die Rückrunde der deutschen Bundesliga startet, wieder Wochenende für Wochenende die gleichen rund 350 000 betrunkenen Stumpfköpfe versammeln, die dann am Ende der »Saison« auf »zwölf Millionen Zuschauer« hochgerechnet werden, was unheimlich viel und nach Volkssportart (sowieso ein Wort direkt aus der Hölle) klingt. Nun könnte man diese offenbar geistig retardierte, aber weitgehend harmlose Minderheit schlicht ignorieren, wie man es etwa mit Eishockey-Freunden tut, würden jene sich nicht so penetrant ins öffentliche Leben drängen wie sonst nur SUV-Fahrer, Selbstmordattentäter oder Hitler.
Sie werden ab kommendem Samstag wieder mit Fahnen, Gegröle, vergilbten Schals, vollgepissten Hosen bzw. in unbeschreiblich hässlichem Fanoutfit auftreten und das ja auch so schon wenig erbauliche Stadtbild von Urbansümpfen wie Dortmund, Wolfsburg, Hannover oder Mainz noch zusätzlich verschandeln. Eine »Panorama«-Reportage brachte kürzlich ans Licht, dass bei den großen Fußball- marken Nike, Adidas und Puma Schülerpraktikanten für Designtätigkeiten missbraucht werden, ein ehemaliger Branchen-Insider berichtete dem TVTeam anonym und mit verzerrter Stimme: »Bei den großen Marken wird ganz offen davon geredet, dass Fußballfans einfach nichts merken, nichts, einfach gar nichts.«
Die allerscheußlichsten Gestalten der Branche sind, wie könnte es bei einem solchen Publikum anders sein, auch zugleich die beliebtesten. So wurde etwa ein eitler Schwachkopf wie Christian Streich, unter anderem wegen seiner kritischen Haltung, was in diesen Kreisen bedeutet, dass er sich zu Themen äußert, von denen er noch weniger versteht als von Fußball, kürzlich zum »Mann des Jahres« gewählt – und zwar von dem Fachblatt »kicker«, einem Organ des Kretinismus, gemacht von Legasthenikern für Legastheniker. Streich wird demnach auch fürderhin nach jedem vergeigten Spiel seiner Freiburger (also nach jedem) »klare Worte« finden und dazu ein schlaues Gesicht machen.
Ein Vorwurf, den man einer anderen Pfeife, der im anstehenden »WM-Jahr« kaum aus dem Weg zu gehen sein dürfte, nun wirklich nicht machen kann: Jogi Löw wird mangels darüber hinausgehender Möglichkeiten den ihm bevorstehenden Interviewmarathon wie gehabt mit einem Vokabular von rund 30 Wörtern bestreiten – ein Grund, warum man ihm ein sehr gutes Verhältnis zu Kasperkönigin Merkel und ihrem Volk nachsagt – die dürften jedenfalls froh sein, auch einmal etwas zu verstehen, und seien es nur Sätze wie: »Ja, der Manuel steht wieder im Tor.« Ein Mann wie Jogi Löw, der nicht nur mit übermäßigem Speichelfluss kämpft (Lieblingsvokabel »chhhhhhh«), sondern im Übrigen dadurch auffällt, dass er in der Öffentlichkeit seine Achsel-, Anus- und Genitalgerüche mittels Fingerhineinstecken und folgendem Fingerriechen überprüft, dieser Stinke-Jogi also ist nach dem debilen »Kaiser« Franz Beckenbauer, der noch zum Betrügen zu dumm ist, wie sich gerade schrittweise zeigt, die neue Lichtgestalt der deutschen Fußballgemeinde; was über diese alles sagt, was man wissen muss.
Noch armseliger als der Fußball ist indes der angeschlossene Medienbetrieb. »Wenn du doof und blöde bist – werde Fußballjournalist!« – ein Satz, der in keiner Sprichwortsammlung fehlen sollte, bestätigt sich, wann immer man eine Fußballsendung einschaltet, den Sportteil einer beliebigen Zeitung aufschlägt oder den Hauptfehler macht, am Samstagoder Sonntagnachmittag das Radio einzuschalten. Überall berichten Reporter allen Ernstes, was die Jungmillionäre so auf der Wiese treiben, wie oft der Ball in die Tore geflogen ist und was sonst noch so war. Welche Vollmeise man für eine solche Tätigkeit mitbringen muss, wird am deutlichsten, wenn diese komplett Behinderten (nach H. Strunk) den neben ihnen wie kleine Albert Einsteine wirkenden Spielern Fragen stellen wie »Wollen Sie jetzt nach Europa?«, »Wie sehr schmerzt diese Niederlage?« oder »Können Sie mir bitte ins Gesicht schießen?«
Dass sich Gestalten wie Kathrin Müller-Hohenstein (ZDF), WolffChristoph Fuß (Sky) oder Mathias Opdenhövel (ARD, Namen nicht ausgedacht) überhaupt auf den Beinen halten können, gilt unter Neurologen als medizinisches Wunder. Damit derartige Kognitionskatastrophen nicht allzu negativ auffallen, stellen die Senderverantwortlichen ihnen Ex-Profis als »Experten« zur Seite, die in so genannten »negativen Intelligenztest« die »besten« Werte erreichen, derzeit Fragilitäten wie Oliver Kahn und Mehmet Scholl. Von Letzterem wollen eingeweihte Kreise wissen, er habe sich bereits mehrfach so genannten »Schönheitsoperationen« unterzogen, bei denen er sich weitere Hirnzellen entnehmen lässt, um nicht von Stefan Effenberg bei den Tests unterflügelt zu werden. Letzterer schafft es offenbar ohne chirurgische Eingriffe irgendwie, stetig geistig zu degenerieren – was ihn fest mit den deutschen Fußballfans verbindet.
Immerhin: Die renommierte Paläoanthropologin Stefanie Wolff (Uni Bornheim) äußerte sich auf nd-Anfrage begeistert über Fußballfans: »Sie helfen uns zu verstehen, wie es vor ca. 250 000 Jahren neben der Entwicklung von Intelligenz auch zur Ausbildung völliger intellektueller Derangiertheit kommen konnte.« Na dann.