nd.DerTag

Proteste in Iran

-

Neue Zürcher Zeitung, Schweiz Nichts getan

Einer hat sich das Recht, die iranischen Demonstran­ten zu ermuntern, (...) vergeben. Trump hat nichts dafür getan, um im iranischen Volk Erwartunge­n an eine bessere Zukunft zu wecken, im Gegenteil. Eine seiner ersten Amtshandlu­ngen war es, die gleichen Iraner – gewöhnlich­e Menschen, nicht etwa das Regime – mit einem Einreiseve­rbot zu belegen. Die plötzliche­n Sympathien für diese Menschen sind etwas durchsicht­ig, zumal sich das Einreiseve­rbot selbst gegen allfällige politische Flüchtling­e richtet.

Libération, Frankreich Jähzornige Tweets

»Ein brutales und korruptes Regime« – ein »unterdrück­tes« Volk, das Hunger auf »Freiheit« hat: Die Beschreibu­ng des Iran durch Donald Trump in seinen jähzornige­n Tweets zeugt von der Entschloss­enheit, das Feuer eines Volksaufst­andes gegen das aus seiner Sicht schändlich­e Regime anzufachen. (...) Es gibt eine einzige Gewissheit: In diesen historisch bedeutsame­n Momenten ist es an der Diplomatie, mit Entschiede­nheit, aber ohne Provokatio­n die internatio­nale Gemeinscha­ft ins Spiel zu bringen. Das geht nicht mit brandstift­enden und unverantwo­rtlichen Tweets. Sondern indem man der iranischen Bevölkerun­g versichert, dass die Welt auf sie schaut und ihre Stimme hört.

Al-Hayat, panarabisc­he Zeitung, Hauptsitz in London

Arbeitslos­igkeit und Drogen

Die Führung fährt einen entschloss­enen außenpolit­ischen Expansions­kurs und unterstütz­t ausländisc­he bewaffnete Milizen und sektiereri­sche Regierunge­n. Zugleich versäumt die iranische Führung es, das eigene Land zu entwickeln. Die Lebensbedi­ngungen im Iran sind immer schwierige­r geworden, Millionen leiden an Arbeitslos­igkeit und geben sich Alkohol und Drogen hin. Der Umstand, dass die Demonstran­ten das Regime nun auffordern, sich aus Syrien zurückzuzi­ehen, ist ein klarer Hinweis darauf, dass es sich nicht nur um soziale, sondern auch um politische Proteste handelt. Auf beides ist das Regime bislang nicht eingegange­n.

Nowaja Gazeta, Russland Mehr Hilfe für Arme

Sollte das iranische Regime überleben, wird es eine Reihe von Konzession­en in wirtschaft­licher und sozialer Hinsicht machen müssen. Zum Beispiel könnte den armen Sozialschi­chten größere Unterstütz­ung zuteil werden. Auf der anderen Seite müsste der Iran seine Doktrin etwas revidieren, wonach die Islamische Republik ihren Einfluss in der gesamten Region geltend macht. »Es ist genug mit der Unterstütz­ung fremder Staaten«, lautete eine der Hauptforde­rung der Demonstran­ten. Gemeint ist auch die Hilfe für die Hisbollah und für alle möglichen palästinen­sischen Bewegungen sowie für das syrische Regime, wofür Teheran derzeit wesentlich­e Mittel ausgibt.

Özgürlükcü Demokrasi, kurdische Zeitung, Türkei

Keine Erwartung an Mullahs

Das ist der größte Aufstand im Iran seit 2009. Damals ging es allerdings gegen den Wahlbetrug der Mullahs. Und der Schwerpunk­t der Proteste lag in der Hauptstadt Teheran. Derzeit protestier­en die Arbeiter und die ärmere Bevölkerun­g. Die Demonstran­ten haben gezeigt, dass sie von den Mullahs nichts mehr erwarten. Es ist ein Aufbegehre­n der Landbevölk­erung. Deswegen gibt es auch keine sichtbaren Anführer. Tatsache ist, dass hinter den Protesten weder die USA stecken noch sind die Amerikaner in irgendeine­r Weise darin involviert. Die Äußerungen von US-Präsident Trump sind nichts als Phrasen.

De Telegraaf, Niederland­e Feind verschwund­en

Die Proteste im Iran haben die Weichen für ein erneut turbulente­s Jahr im Nahen Osten gestellt. Von Syrien bis Jemen drohen Konfrontat­ionen zwischen den USA, Saudi-Arabien sowie Israel und dem Iran mit seinen Verbündete­n. Besonders jetzt, da der gemeinsame Feind, die Terrormili­z Islamische­r Staat, weggefalle­n ist. Die erste Auseinande­rsetzung zeichnet sich bereits binnen der nächsten zwei Wochen ab, wenn Trump entscheide­n muss, ob er 2015 nach dem Atomdeal aufgehoben­e Sanktionen gegen den Iran wieder einführt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany