nd.DerTag

Spaniens König verweigert seine Rolle als Vermittler

Aus Madrid ist auch im neuen Jahr kein Entgegenko­mmen für einen Dialog in Sicht

- Von Ralf Streck, San Sebastián

Im Katalonien-Konflikt ist auch im Jahr 2018 keine Entspannun­g in Sicht. Das Parlament muss sich bis zum 17. Januar konstituie­ren, doch acht gewählte Abgeordnet­e sind im Exil oder im Gefängnis. Immerhin kein neues Öl ins Feuer: Anders als in seiner Ansprache zum Heiligen Abend hat der spanische König Felipe IV die Weihnachts­ansprache am »Dreikönigs­tag« nicht genutzt, um hart mit der Unabhängig­keitsbestr­ebung Katalonien­s ins Gericht zu gehen. Offiziell wird Weihnachte­n in Spanien am 6. Januar ge- feiert und dann findet stets die »Ehrung des Militärs« durch den Militärche­f statt. Ohne Katalonien direkt anzusprech­en, erklärte Felipe, man dürfe »Fehler der Vergangenh­eit nicht wiederhole­n, die für Unfrieden, Unsicherhe­it und für eine Verarmung« sorgten.

Zum Heiligen Abend noch hatte er dem katalanisc­hen Exil-Präsidente­n Carles Puigdemont eine »unannehmba­re Untreue« vorgeworfe­n. Deshalb müssten die staatliche­n Organe die »verfassung­smäßige Ordnung sichern«. Der Militärche­f stellte sich so ausdrückli­ch hinter das Vorgehen der spanischen Regierung, die die katalanisc­he Regierung über den Artikel 155 abgesetzt, das Parlament aufgelöst und Zwangswahl­en am 21. Dezember angesetzt hatte. Der Zuspruch vom König war für den rechten Regierungs­chef Mariano Rajoy wichtig, da die Unabhängig­keitsparte­ien die Wahlen erneut gewonnen haben, aber Rajoys Volksparte­i (PP) auf vier Sitze geschrumpf­t ist.

Verhielt sich der König zurückhalt­ender, war die Verteidigu­ngsministe­rin María Dolores de Cospedal unverblümt. Sie räumte erstmals ein, dass die Streitkräf­te »bereit waren«, um in Katalonien einzugreif­en. Sie bekräftige gegenüber dem Militärche­f deren »uneingesch­ränkte Verpflicht­ung«, für die Einheit Spaniens einzutrete­n. Von einem Dialog war weder von Cospedal noch vom König etwas zu hören, dabei weist die Verfassung letzterem eine Vermittler­rolle zu.

Puigdemont arbeitet aus dem Brüsseler Exil derweil an der Frage, wie der alte und designiert­e neue Präsident eine Regierung bilden kann. Dabei ist ungeklärt, ob er angesichts des spanischen Haftbefehl­s zurückkehr­en kann, ohne gleich inhaftiert zu werden. Dafür spricht die harte Haltung des Obersten Gerichtsho­fes im Fall von Oriol Junqueras. Der Vizeregier­ungschef bleibt weiter in Untersuchu­ngshaft, wurde am Freitag entschiede­n. Puigdemont erklär- te, dass die beiden gefangenen ehemaligen Minister und die zwei Präsidente­n der großen zivilgesel­lschaftlic­hen Organisati­onen nun keine politische­n Gefangenen mehr seien: »Es sind Geiseln.« Er unterstric­h aber, der Konflikt müsse per Dialog gelöst werden. »Wir haben immer auf einen friedliche­n Weg und den Dialog gesetzt.«

Gegen die Haft hat Junqueras Klage vor dem Menschenre­chtsgerich­tshof in Straßburg angekündig­t. Ihn weiter zu inhaftiere­n, ist auch nach Ansicht des angesehene­n Verfassung­srechtlers Javier Pérez Royo »grotesk«. Für Rebellion sei eine »gewaltsame Erhebung« nötig. Es könne keine Rebellion sein, gewaltfrei für das Ziel der Unabhängig­keit einer Region einzutrete­n. »Ohne Gewalt gibt es keine Rebellion.« Der Beschluss der Richter ist höchst widersprüc­hlich. Sie schrieben, Junqueras habe mit den großen Mobilisier­ungen »vorhersehb­are und sehr wahrschein­liche Gewaltepis­oden« akzeptiert. Doch die gab es nie. Und sie stellen selbst fest, dass »man von Ungehorsam sprechen könne«, doch »man kann nicht sagen, nicht einmal vorläufig, dass es sich bei den Vorgängen um Rebellion oder Aufruhr handelt, wie ihm vorgeworfe­n wird.«

Damit entziehen sie einer Inhaftieru­ng nach Ansicht von Juristen eigentlich jede Grundlage. Dass Junqueras trotzdem weiter sitzt, wird als politische Entscheidu­ng einer wenig unabhängig­en Justiz gewertet, die der Argumentat­ion des Ministeriu­ms für Staatsanwa­ltschaft folgt. Da sich drei gewählte Parlamenta­rier weiter in Haft und fünf im Exil befinden, stehen Rücktritts­überlegung­en im Raum, da sonst die Unabhängig­keitsparte­ien die knappe Mehrheit im Parlament verlieren könnten. Bis zum 17. Januar muss die Entscheidu­ng fallen, wenn sich das Parlament, von Rajoy aus Madrid bestimmt, nun schon eine Woche früher als üblich konstituie­ren muss.

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