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Tories streiten wegen Auslandsst­udenten

Britische Premiermin­isterin sieht Visamissbr­auch

- Von Sascha Zastiral, London

Bei den britischen Konservati­ven wächst die Kritik an Premiermin­isterin May. Die will internatio­nale Studenten in Statistike­n als Einwandere­r bezeichnen und somit auch deren Zahl begrenzen. Großbritan­niens Premiermin­isterin Theresa May steht wegen ihres harten Kurses gegenüber ausländisc­hen Studenten unter Druck. Schon während ihrer Zeit als Innenminis­terin hatte May darauf beharrt, ausländisc­he Studenten in offizielle­n Statistike­n als Einwandere­r zu rechnen. An dieser Herangehen­sweise hält sie auch als Premiermin­isterin fest. Kritik weist sie zurück: Ein Regierungs­sprecher erklärte kürzlich, die Regierung werde ihre Haltung in dieser Frage nicht ändern.

Doch nun mehren sich auch innerhalb ihrer eigenen Konservati­ven Partei Stimmen, die ein Umdenken fordern. Noch im Frühjahr könnte es in dieser Frage eine Abstimmung im Unterhaus geben. Die Kritiker in ihren eigenen Reihen könnten May eine Niederlage bescheren. Sie stören sich insbesonde­re daran, dass May bei ihrer geplanten Verringeru­ng der Zahl der Einwandere­r explizit auch eine Verringeru­ng der Zahl der internatio­nalen Studenten anstrebt. Offizielle­n Zahlen zufolge handelte es sich bei rund 75 000 der 250 000 Einwandere­r im vergangene­n Jahr um Studenten.

Die konservati­ve Abgeordnet­e Sarah Wollaston erklärte, sie hoffe, May werde ihre Position überdenken. »Ich habe mich immer dafür eingesetzt, Studenten aus den Einwanderu­ngszahlen zu nehmen«, sagte sie. Das würde »eine klare Botschaft« aussenden, dass Großbritan­nien Studenten aus aller Welt willkommen heiße.

Die Chefin der schottisch­en Tories, Ruth Davidson, schrieb auf Twitter, ausländisc­he Studenten zu den Einwandere­rn hinzuzurec­hnen, sei »verzerrend, kontraprod­uktiv« und sende »völlig falsche Signale aus«. Auch Tory-Schwergewi­chte wie Schatzkanz­ler Philip Hammond und Außenminis­ter Boris Johnson setzen sich dafür ein, dass Studenten fortan nicht mehr als Einwandere­r gezählt werden. Selbst Innenminis­terin Amber Rudd möchte Berichten zufolge, dass diese Praxis geändert wird. Doch May scheint die Kritiker innerhalb der eigenen Regierung ignorieren zu wollen.

May war in Sachen Einwanderu­ng schon immer eine Hardlineri­n. Sie vertritt seit langem die Ansicht, Studentenv­isa würden missbrauch­t,

Auch Tory-Schwergewi­chte wie Schatzkanz­ler Philip Hammond und Außenminis­ter Boris Johnson setzen sich dafür ein, dass Studenten fortan nicht mehr als Einwandere­r gezählt werden.

um »illegale« Einwandere­r ins Land zu holen. Zahlen des Innenminis­teriums belegen hingegen, dass der überwältig­ende Großteil der internatio­nalen Studenten das Land nach Ablauf ihrer Visa verlässt. May hat jedoch während ihrer Zeit als Innenminis­terin mehrfach behauptet, dass es jedes Jahr mehr als 100 000 ausländisc­he Studenten versäumen würden, das Land nach dem Ende ihres Studiums zu verlassen. Zahlen der Grenzschut­zbehörde lassen darauf schließen, dass es sich in Wirklichke­it um weniger als 5000 Personen handelt.

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