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Grüne in NRW bauen um

Die Partei sucht neuen männlichen Part für die Doppelspit­ze

- Von Sebastian Weiermann, Dortmund

In Nordrhein-Westfalen stehen die Grünen vor einem größeren Umbau. Der Landesvors­tand soll verkleiner­t werden, außerdem braucht die Partei einen neuen Landesvors­itzenden. Es waren bittere Pillen, die die nordrhein-westfälisc­hen Grünen im vergangene­n Jahr zu schlucken hatten. Mit nur 6,4 Prozent schnitt die Partei so schlecht ab wie seit dem Jahr 2005 nicht mehr. Die Landtagsfr­aktion schrumpfte von 29 auf 14 Mitglieder. Auch bei der Bundestags­wahl sah es für die Grünen an Rhein und Ruhr nicht viel besser aus, 7,4 Prozent waren kein Grund zum Feiern, aber immerhin konnte die Partei damit ihr Ergebnis auf einem ähnlichen Niveau wie 2013 halten.

Das Ergebnis der Bundestags­wahl macht es auch nötig, dass die Grünen am 20. Januar einen Landespart­eitag abhalten. Sven Lehmann, der die Partei seit 2014 gemeinsam mit Mona Neubauer führte, zog in den Bundestag ein und trat von sei- nem Amt als Landesvors­itzender zurück. Nun braucht es bis zum regulären Parteitag im Sommer einen männlichen Part für die Doppelspit­ze. Schon jetzt steht fest, der neue Mann an der Spitze der NRW-Grünen wird aus dem Ruhrgebiet kommen. Ihren Hut in den Ring geworfen haben der 27-jährige Felix Banaszak aus Duisburg und der 39-jährige Wolfgang Rettich aus Bochum.

Rettich sitzt dort im Stadtrat und ist Schatzmeis­ter der Partei in NRW. In seinem Bewerbungs­schreiben teilt er mit, dass Freunde ihn für einen »Parteisold­aten« hielten, dies aber nicht böse meinten. Grüne »Konzepte und Ideen« will er »im Praxistest« außerhalb der eigenen Blase austesten. In der Partei gilt Rettich als zuverlässi­g und solide. Der Mann für »große Visionen« oder »Umbrüche« soll er allerdings nicht sein.

Bei Felix Banaszak sieht das anders aus. Eine Zwischenüb­erschrift in seinem Bewerbungs­schreiben lautet: »Was du in anderen entzünden willst, muss in dir selbst brennen.« Neben den Kernthemen der Grünen will er sich für eine Gerechtigk­eits- und De- mokratiewe­nde einsetzen. Banaszak steht für den linken Flügel der Partei, seine Wahl zum Landesvors­itzenden würde gut zum Opposition­skurs der NRW-Grünen passen. Allerdings könnte ihm seine Jugend im Weg stehen, heißt es aus Parteikrei­sen.

Egal, ob Rettich gewählt wird oder Banaszak, Mona Neubauer will Vorsitzend­e der NRW-Grünen bleiben. Für den kommenden Parteitag hat sie eine umfassende Reform des Landesvors­tandes eingeleite­t. Der Landesvors­tand soll massiv verkleiner­t werden. Neben den beiden Vorsitzend­en soll es weiterhin einen Politische­n Geschäftsf­ührer und einen Schatzmeis- ter geben. Allerdings soll die Zahl der 16 ehrenamtli­chen Mitglieder des Landesvors­tandes auf vier verringert werden. Davon verspricht sich Neubauer schnellere Entscheidu­ngen und klarere Zuständigk­eiten. Unumstritt­en ist der Vorschlag allerdings nicht, auch weil manche Regionen fürchten, nicht mehr repräsenti­ert zu werden. Die vier ehrenamtli­chen Mitglieder des Landesvors­tandes könnten, so Mona Neubauer gegenüber »der Rheinische­n Post«, »Patenschaf­ten« für die Themen Umweltschu­tz, Gerechtigk­eit, offene Gesellscha­ft und Kohleausst­ieg übernehmen. Dass Neubauers Vorschlag angenommen wird, gilt als wahrschein­lich.

Wer auch immer künftig im Vorstand der NRW-Grünen sitzt, wird es allerdings schwer haben, sich gegen die Führung der Landtagsfr­aktion zu profiliere­n. Sie ist es, die in der Regel nach Statements gefragt und der auch zugehört wird. Nach der Niederlage im Mai hatte sich die Landtagsfr­aktion schnell neu aufgestell­t, und mit Monika Düker und Arndt Klocke stehen dort zwei absolute Profis an der Spitze.

In seinem Bewerbungs­schreiben teilt Wolfgang Rettich mit, dass Freunde ihn für einen »Parteisold­aten« hielten, dies aber nicht böse meinten.

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