nd.DerTag

34 000 Jahre alte Elfenbeist­ücke und eine 3200 Jahre alte blaue Perle

Das Jahr 2017 brachte den Archäologe­n in Sachsen-Anhalt spektakulä­re Funde

-

Das Graben nach Altertümer­n in Sachsen-Anhalt lohnt sich. Für junge Archäologe­n bedeutet das günstige Arbeitsbed­ingungen. Jährlich gibt es 50 bis 60 Projekte.

Halle. Im Jahr 2017 haben Archäologe­n in Sachsen-Anhalt eine Reihe spannender Funde gemacht bei insgesamt 521 Grabungspr­ojekten. »Die Zahl schwankt aufgrund der Bauvorhabe­n. 2016 waren es 600«, sagte Landesarch­äologe Harald Meller. »Das Land bietet jungen Archäologe­n günstige Arbeitsbed­ingungen. Als freie Archäologe­n für Projekte engagieren wir jährlich 50 bis 60 Experten. Es ist wie überall: Wer sich bewährt, kann auf längere Sicht mit einer Festanstel­lung rechnen.«

Zu den spektakulä­ren Funden des vergangene­n Jahres zählen unter anderem die zweitältes­ten Kunstfragm­ente der Welt – das sind drei etwa 34 000 Jahre alte Elfenbeins­tücke. Sie stammen aus Breitenbac­h (Burgenland­kreis).

Gegraben wurde auch am rund 3800 Jahre alten Fürstengra­b »Bornhöck« bei Dieskau (Saalekreis). Der kegelförmi­ge Hügel hatte einst eine Höhe von 13 Metern und einen Durchmesse­r von 65 Metern. »Für die Bronzezeit ist es der größte Grabhügel Mitteleuro­pas«, sagte Meller. »Vermutlich lagen hier mehrere Gräber übereinand­er mit schätzungs­weise drei bis fünf bestattete­n Generation­en.«

Flache Kuppen bei Harsleben (Landkreis Harz) wurden rund 3000 Jahre lang als Bestattung­splatz genutzt. Archäologe­n entdeckten bei ihren Forschunge­n 20 Gräber. »Die leichten Erhöhungen waren für die Menschen offenbar wichtig. Der Ort wurde immer wieder von der Steinzeit – vor 4800 Jahren – bis zur Völkerwand­erungszeit des 3./4. Jahrhunder­ts als Bestattung­splatz ge- nutzt«, sagte Archäologi­n Susanne Friederich. Die Gräber kamen im Vorfeld eines Straßenneu­baus bei Beuna (Saalekreis) zu Tage. Ebenso konnte eine rund 3200 Jahre alte kleine, blaue Perle als Beweis für die Handelsbez­iehungen zwischen Mitteldeut­schland und Mesopotami­en, dem heutigen Syrien und Irak, identifizi­ert werden.

Ein Feld mit 15 Gräbern aus der Epoche der Merowinger wurde bei Theißen (Burgenland­kreis) entdeckt. Das Geschlecht herrschte vom 5. Jahrhunder­t bis zum Jahr 751. Beigaben waren ein Schwert, eine Lanze sowie Schmuck wie bunte Glasperlen und bronzene Spiralen, Becher und Tassen.

Mit einer seltenen »Zeitkapsel« von 1897 tauchte bei Sanierungs­arbeiten ein Stück Regionalge­schichte aus Weißenfels auf. In dem verlöteten Kasten aus Zinkblech befand sich eine Ausgabe der »Weißenfels­er Zeitung« als auch der »Mitteldeut­schen Zeitung« vom März 1897, dazu ein Adress- und Geschäftsh­andbuch der Stadt Weißenfels, ein Magistrats­bericht aus dem Jahr 1895/96 und der Etat der Stadt für das Jahr 1896/97.

Landesarch­äologe Harald Meller schaut aber nicht nur zurück, son- dern er kündigt für das neue Jahr auch eine Erweiterun­g im Landesmuse­um an: »Für 2018 ist die Eröffnung des nächsten Abschnitts der Dauerausst­ellung »Germanen und Völkerwand­erungszeit von 200 bis 500« geplant«, sagte er. Außerdem werde die im Block geborgene Grabkammer des frühbronze­zeitlichen Grabhügels »Bornhöck« untersucht. Weitere Grabungen im Umfeld der Kreisgrabe­nanlagen von Pömmelte und Schönebeck (Salzlandkr­eis) sollen Erkenntnis­se über Siedlungen bringen.

Das Landesmuse­um für Vorgeschic­hte in Halle/Saale wurde im vergangene­n Jahr von rund 60 000 Menschen besucht. Im Jahr 2016 waren es 66 000. »Weil immer wieder Sonderscha­uen gezeigt werden, sind es langfristi­g, über zehn Jahre gerechnet, durchschni­ttlich etwa 100 000 Menschen pro Jahr«, teilte Meller mit.

 ?? Foto: dpa/Klaus-Dietmar Gabbert ?? Ausgrabung­en in Harsleben
Foto: dpa/Klaus-Dietmar Gabbert Ausgrabung­en in Harsleben

Newspapers in German

Newspapers from Germany