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Nach dem Scoop

- Cba

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der vergangene­n Woche landete das »Zeit-Magazin« eine exklusive Meldung von solcher Brisanz, dass sie den im Mediengewe­rbe gebräuchli­chen Begriff »Scoop« (englisch to scoop: ausschöpfe­n, abräumen) verdient: In dem am Donnerstag erschienen­en Text »Im Zwielicht« ist die Rede von drei Schauspiel­erinnen, die dem Regisseur Dieter Wedel sexuelle Belästigun­g vorwerfen. Erwartungs­gemäß ging das Ding durch die Decke. Wedel bestreitet alles. Juristisch kann er nicht mehr belangt werden, weil die im Raum stehenden Taten bereits mehr als 20 Jahre zurückläge­n.

Dennoch steht die Frage im Raum: Hätte die Geschichte trotz mangelhaft­er Beweislage überhaupt gedruckt werden dürfen? Die Autorinnen Jana Simon und Annabel Wahba haben am Wochenende ihr Vorgehen in einem Interview mit dem Mediendien­st »Meedia« verteidigt: »Wenn wir die Frauen für Wichtigtue­rinnen oder für unglaubhaf­t gehalten hätten, hätten weder wir noch die Chefredakt­ion diese Geschichte veröffentl­icht«, sagte Simon. Wahba ergänzte: »Wir wollen niemanden vorverurte­ilen, sondern stellen die Aussagen der Frauen denen von Dieter Wedel gegenüber.«

Angesproch­en auf die Kritik der Gerichtsre­porterin Gisela Friedrichs­en, die von einer Vorverurte­ilung sprach, antwortete Simon: »Generell gilt: Verdachtsb­erichterst­attung bei gesellscha­ftlich relevanten Themen muss möglich sein, sonst wäre der investigat­ive Journalism­us tot.«

Die Reaktionen auf den Artikel seien vielfältig gewesen. Aus der Filmbranch­e habe man vor allem die Hoffnungen geäußert, dass sich nun etwas verändern könne. Auch weitere Schauspiel­erinnen haben sich demnach bei den beiden Journalist­innen gemeldet.

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