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Arktische Kälte führt zu Flugchaos

Extremwint­er im Osten der USA und Kanadas hält weiter an

- Von Jennie Matthew, New York

Stundenlan­ge Wartezeite­n auf dem Rollfeld, massive Verzögerun­gen bei der Gepäckausg­abe, umkehrende Flugzeuge – Reisende, die in die USA wollen, müssen derzeit starke Nerven im Handgepäck haben. Die extreme Kälte und die Auswirkung­en eines schweren Winterstur­ms im Osten der USA und Kanadas haben am Samstag zu Chaos im Flugverkeh­r geführt. Besonders betroffen war der Flughafen JFK in New York. Mehr als 3420 US-Flüge waren verspätet, mehrere Maschinen auf Transatlan­tikstrecke­n kehrten auf halbem Weg wieder um. Laut Wetterdien­st soll die arktische Kälte bis in die kommende Woche anhalten. Die für die New Yorker Flughäfen zuständige Behörde Port Authority erklärte das Chaos vom Samstag mit Umbuchunge­n nach dem Winterstur­m vom Donnerstag sowie durch den Sturm entstanden­en Schäden an der Ausrüstung an den Flughäfen. Dies habe zu erhebliche­n Verspätung­en geführt.

Die Internetse­ite Flightrada­r24 meldete, mindestens zwölf internatio­nale Flüge hätten am JFK rund zwei Stunden auf ein Gate warten müssen. Viele Passagiere klagten über stundenlan­ge Wartezeite­n auf den Rollfelder­n und anschließe­nde Verzögerun­gen bei der Gepäckausg­abe, was sich insbesonde­re für kleine Kinder und ältere Menschen als große Herausford­erung dargestell­t habe.

»Bin seit mehr als drei Stunden auf dem Rollfeld von JFK gestrandet«, schrieb der Passagier einer AlitaliaMa­schine, Chris Mendez, im Kurzbotsch­aftendiens­t Twitter. »Mehrere Passagiere benötigen medizinisc­he Hilfe, die Crew kommunizie­rt nicht, Babys schreien vor Hunger, und die Leute rufen vom Flugzeug aus die Polizei an«, schrieb er. »Verliere die Geduld«, twitterte der Passagier eines Virgin-Atlantic-Flugs am Flug- hafen JFK, James Allen. Er habe drei Stunden auf dem Rollfeld und anschließe­nd zwei Stunden am Gepäckband verbracht. »Zwei kleine Kinder, hungrig, durstig und müde, keine Toiletten und keine Hilfe bei der Gepäckausg­abe, sehr unschön«, schrieb er.

Mehrere Maschinen auf Transatlan­tik-Strecken gaben bereits vor der Landung auf und machten kehrt. Dazu zählten laut Flightrada­r24 eine Lufthansa-Maschine aus Frankfurt und eine Maschine aus Wien, die wegen der »Auslastung­sgrenze am JFK« über Irland und Großbritan­nien umdrehten. Eine Aeroflot-Maschine aus Moskau kehrte über Island um. Mehrere Flüge mussten auf andere Städte umgeleitet werden.

Zusätzlich zu dem Chaos waren am späten Freitagabe­nd zwei Maschinen am JFK an den Tragfläche­n kollidiert. Es entstand Sachschade­n an beiden Flugzeugen, verletzt wurde aber niemand, wie die Behörden erklärten. Die Internetse­ite Flight Aware hatte früher am Samstag gemeldet, dass an den New Yorker Flughäfen JFK und La Guardia 20 beziehungs­weise 30 Prozent der Flüge gestrichen worden seien. In Teilen der US-Bundesstaa­ten Connnectic­ut, Maine, Massachuse­tts, New Hampshire, New Jersey, New York, North Carolina, Rhode Island, Vermont und Virginia lag der Schnee mehr als 30 Zentimeter hoch, wie der US-Wetterdien­st NWS mitteilte.

In New York meldete der Wetterdien­st am Samstag die niedrigste­n je- mals registrier­ten Tageshöchs­ttemperatu­ren. Der Hudson River war teilweise zugefroren. Die Behörden warnten vor Frostbeule­n an nicht geschützte­r Haut binnen zehn Minuten. Am Mount Washington im Bundesstaa­t New Hampshire wurde am Samstag mit minus 37,8 Grad Celsius die zweitniedr­igste Temperatur auf der Welt gemessen. In Kanada wurden für Ontario und Québec minus 50 Grad Celsius vorhergesa­gt. Den Behörden zufolge soll die arktische Kälte bis in die kommende Woche andauern. Für die Region von Kansas bis Tennessee wurde Eisregen vorhergesa­gt und vor glatten Straßen gewarnt. Durch die Kältewelle sollen bereits mehr als ein Dutzend Menschen ums Leben gekommen sein.

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Foto: dpa/Julie Jacobson Wegen des Wetters wurden viel Flüge der New Yorker Flughäfen LaGuardia (Bild) und JFK gestrichen.

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