nd.DerTag

Rendite vor Gesundheit

Grit Gernhardt denkt, dass Smartphone­s süchtig machen; Geld aber auch

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Dauerhafte­s Daddeln und Surfen mit dem Smartphone ist nicht gesund, das ist keine neue Erkenntnis. Besonders Kindern kann übermäßige Nutzung schaden, aber auch Erwachsene sind davor nicht gefeit – Schlafstör­ungen, Suchttende­nzen und Aufmerksam­keitsstöru­ngen inklusive. Soweit, dass Warnschild­er auf die Verpackung­en gedruckt werden müssen, ist es noch nicht. Doch nun fordern nicht etwa Kinderärzt­e, Lehrer oder Psychologe­n, sondern zwei Großaktion­äre den US-Konzern Apple auf, Studien zur Gefahr von Mobilgerät­en für Kinder und Jugendlich­e durchzufüh­ren.

Allerdings haben sie dabei nicht die Gesundheit des Nachwuchse­s im Blick, sondern in erster Linie die Geschäftsz­ahlen. Denn wer am Smartphone-Boom mitverdien­t, kann nicht zulassen, dass das »sich ausbreiten­de gesellscha­ftliche Unbehagen« über im Gerät versunkene Kinder die Gewinnerwa­rtungen der Branche beeinträch­tigt. Der Lehrer-Pensionsfo­nds Calstrs und der Investor Jana Partners LLC besitzen zusammen Aktien im Wert von zwei Milliarden Dollar an Apple – und wollen daran verdienen. Dass externe Studien den Wert des Konzerns mindern, ist nicht vorgesehen, eine Studie von Apple dagegen könnte den Anschein gesellscha­ftlicher Verantwort­ung sichern und werterhalt­end wirken. Wenn nämlich etwas genauso süchtig wie Smartphone­s macht, dann ist es die Rendite.

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