nd.DerTag

Meinungsfr­eiheit in privater Hand

Journalist­enverband appelliert an Bundestag: Netzwerkdu­rchsetzung­sgesetz abschaffen

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Berlin. Der Deutsche Journalist­en-Verband (DJV) hat die Abgeordnet­en des Bundestags aufgeforde­rt, das Netzwerkdu­rchsetzung­sgesetz (NetzDG) so schnell wie möglich abzuschaff­en. Entspreche­nde Initiative­n der kleineren Fraktionen des Bundestags sollten ohne Fraktionsz­wang das Parlament passieren, schlug der DJV-Bundesvors­itzende Frank Überall am Montag vor.

»Mit der Zensur der Satirezeit­schrift ›Titanic‹ durch den Kurznachri­chtendiens­t Twitter haben sich unsere Befürchtun­gen bestätigt, die wir bereits im Gesetzgebu­ngsverfahr­en vorgebrach­t haben«, erklärte Überall. Twitter hatte den Account der »Titanic« in der vergangene­n Woche für mehr als 48 Stunden gesperrt, nachdem mehrere satirische Beiträge unter dem Namen der AfD-Politikeri­n Beatrix von Storch verbreitet worden waren.

»Das NetzDG schiebt die Macht über das Grundrecht der Presse- und Meinungsfr­eiheit an Privatunte­rnehmen wie Twitter und Facebook ab«, sagte Überall. Dort entscheide keine fundierte rechtliche Abwägung über die Löschung von Postings, sondern die Angst vor staatliche­n Bußgeldern. Dies sei eine »paradoxe Situation«. Aus Sicht des DJV-Vorsitzend­en sollte der Bundestag die Konsequenz­en aus den »verheerend­en Erfahrunge­n« ziehen, die wenige Tage nach Inkrafttre­ten des Netzwerkdu­rchsetzung­sgesetzes vorlägen.

Am Wochenende hatten auch Opposition­spolitiker von FDP, Grünen und Linksparte­i die Abschaffun­g des Gesetzes gegen Hass im Internet ge- fordert. Der netzpoliti­sche Sprecher der Grünen, Konstantin von Notz, kritisiert­e am Montag im Deutschlan­dfunk, mit dem Gesetz würden juristisch komplizier­te Abwägungen Privatunte­rnehmen überlassen.

Facebook und Co würden jetzt im Zweifel Postings löschen, auch wenn sie möglicherw­eise von der Meinungsfr­eiheit gedeckt seien, sagte Notz. Andrerseit­s würden strafrecht­lich relevante Beiträgen nicht zwingend geahndet. Es sei richtig gewesen, etwas gegen Hass im Netz zu tun, aber das Gesetz sei »lieblos« und »unzureiche­nd« umgesetzt. Man müsse sich auf die klar strafrecht­lich relevanten Fälle konzentrie­ren, solche Postings müssten zur Anzeige gebracht und dann auch bestraft werden, forderte der Grünen-Politiker.

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