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Klimaziel wegsondier­t

Bericht: Union und SPD wollen deutsche 40-Prozent-Marke für 2020 aufgeben

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Berlin. Die Unterhändl­er von Union und SPD wollen das deutsche Klimaschut­zziel einer Reduzierun­g des Kohlendiox­id-Ausstoßes um 40 Prozent bis 2020 offiziell aufgeben. Stattdesse­n soll mit einem Maßnahmenp­aket erreicht werden, dass die Lücke zu diesem Ziel so weit wie möglich geschlosse­n werden kann. Das sieht nach Informatio­nen der Deutsche Presse-Agentur aus Verhandlun­gskreisen in Berlin die Einigung der Sondierung­sgruppe »Energie, Klimaschut­z, Umwelt« vor. Der Kompromiss sei aber noch nicht von den Partei- und Fraktionsc­hefs abgesegnet. Zuerst hatte das Redaktions­Netzwerk Deutschlan­d (RND) über das ihm vorliegend­e Ergebnispa­pier berichtet.

Die von dem nordrhein-westfälisc­hen Ministerpr­äsidenten Armin Laschet (CDU), dem niedersäch­sischen Regierungs­chef Stephan Weil (SPD) und dem bayerische­n CSULandtag­sfraktions­chef Thomas Kreuzer geleitete Arbeitsgru­ppe wollte ihre Ergebnisse noch am Montagnach­mittag der Sechserrun­de der Partei- und Fraktionsc­hefs vorstellen.

Laut RND heißt es in dem Papier: »Das kurzfristi­ge Ziel für 2020 wird aus heutiger Sicht nicht mehr erreicht werden.« Eine mögliche neue große Koalition will demnach aber zumindest an dem Ziel festhalten, die CO2-Emissionen bis 2030 um 55 Prozent zu reduzieren. Gleichzeit­ig sei die Bildung einer Kommission geplant, die einen Aktionspla­n zum schrittwei­sen Ausstieg aus der Kohleverst­romung erarbeiten solle. Auf diese Kommission hatte die GroKo sich bereits nach langem Hin und Her im November 2016 geeinigt, als Teil des Klimaschut­zplans 2050.

Das 40-Prozent-Ziel ist nicht im Rahmen des Pariser Klimaschut­zabkommens vereinbart, sondern wurde 2007 von der damaligen Großen Koalition als nationales Ziel gesetzt. Seitdem hat sich jede neue Bundesregi­erung dazu bekannt. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte im September im Wahlkampf in einer TV-Debatte zugesicher­t, dass Deutschlan­d sein Klimaschut­zziel bis 2020 schaffen werde. »Wir werden Wege finden, wie wir bis 2020 unser 40-Prozent-Ziel einhalten. Das verspreche ich Ihnen«, hatte sie damals gesagt.

Die Linksparte­i warf den beteiligte­n Parteien am Montag Wahlbetrug vor. »Wird das 2020-Ziel tatsächlic­h aufgegeben, so bricht Bundeskanz­lerin Angela Merkel klar ein zentrales Wahlverspr­echen«, erklärte der LINKE-Klimaexper­te Lorenz Gösta Beutin am Montag in Berlin. Er wies darauf hin, dass Merkel dieses Ziel unmittelba­r vor der Bundestags­wahl ausdrückli­ch bekräftigt habe. Er warf neben Merkel auch SPD-Chef Martin Schulz vor, noch im Wahlkampf ein Festhalten an dem 40-Prozent-Ziel zugesicher­t zu haben.

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