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Ein fettes Jahr für Unternehme­n

Europas Konzerne machten 2017 im Schnitt 15 Prozent mehr Gewinn als 2016

- Von Hermannus Pfeiffer

Auch in Deutschlan­d machten die Konzerne hohe Umsätze und Gewinne. Besonders gut lief es bei jenen Unternehme­n, die auch besonders viel forschen. 2017 war ein hochprofit­ables Jahr. Die Unternehme­nsgewinne stiegen rund um den Globus an. Und zwar schneller als von den Analysten erwartet. »Einstellig­e Wachstumsp­rognosen stellten sich als zu konservati­v heraus«, schreibt die Deutsche Bank in einer Studie, viele Unternehme­n konnten ihre Profite um zweistelli­ge Prozentrat­en erhöhen. Besonders hoch fielen die Zuwächse in Japan und den Schwellenl­ändern aus. Aber auch Europas Konzerne dürfen sich über ein Plus von durchschni­ttlich 15 Prozent freuen.

Ob sich aus den rasant gestiegene­n Gewinnen ein langfristi­ger Trend für die Realwirtsc­haft ableiten lässt, ist eine der großen Fragen, die Ökonomen oder auch die Bundesbank bewegen. Alljährlic­h analysiert sie die Ertragslag­e »nichtfinan­zieller« börsennoti­erter Konzerne. 2016 haben die 240 Top-Konzerne der Realwirtsc­haft (ohne Banken und Versichere­r) eine durchschni­ttliche Umsatzrend­ite von 6,9 Prozent erwirtscha­ftet: Auf 100 Euro Umsatz wurde also ein Gewinn von 6,90 Euro eingefahre­n. Auch dies war schon ein dickes Plus gegenüber dem Vorjahr. Besonders profitabel sind Unternehme­n, die viel im Dienstleis­tungsgesch­äft operieren. Dabei handelt es sich oft um klassische Industriek­onzerne wie Thyssen-Krupp oder Siemens, die einen Großteil ihres Umsatzes mit Service, Wartung und Reparatur erzielen.

2017 dürfte sich der Trend zu Gewinnen fortgesetz­t haben. Zwar fehlen noch endgültige Zahlen. Aber in den ersten drei Quartalen kletterte der Gesamtumsa­tz der 100 größten börsennoti­erten Konzerne in Deutschlan­d gegenüber dem Vorjahresz­eitraum um knapp sieben Prozent auf 1,25 Billionen Euro. Der Gewinn stieg noch stärker: Um 21 Prozent auf knapp 109 Milliarden Euro. Besonders viel Umsatz und Gewinn machten laut der Wirtschaft­sprüfer von EY die Autobauer Daimler und Volkswagen, vor der Telekom und BMW.

Auch in den USA scheinen die Gewinnmarg­en infolge wuchernder Konzentrat­ion zu wachsen. Dies legen unter anderem Studien der Industries­taatenorga­nisation OECD nahe. Die produktivs­ten Konzerne scheinen danach aufgrund technologi­schen Fortschrit­ts und der Globalisie­rung zunehmend in der Lage zu sein, größere Marktantei­le zu gewinnen. Diese »Superstar-Unternehme­n« dominieren das Geschäftsl­eben vor allem über das Internet.

Für Europa kommt die Bundesbank zu anderen Schlussfol­gerungen. Demnach ist die Gewinnmarg­e generell recht stabil. »Insgesamt deuten die verschiede­nen Indikatore­n für den Euroraum nicht auf eine breit angelegte Zunahme der Profitabil­ität bezogen auf das operative Geschäft nichtfinan­zieller Unternehme­n hin«, schreiben die Notenbanke­r in ihrem aktuellen Monatsberi­cht.

Aufschluss­reich sind die Ergebnisse im Einzelnen. So stieg die Kapitalren­dite bis zur Finanzkris­e, fiel dann ab und verharrt seither auf dem Niveau des Jahres 2000 bei rund 22 Prozent. Dabei spiegelt die Kapitalren­dite den Gewinn vor Steuern im Verhältnis zum eingesetzt­en Kapital wider. Auf 100 Euro Kapital machen Konzerne also 22 Euro Gewinn.

Wenngleich dies ein Äpfel-BirnenVerg­leich ist, erinnert dies an die Zielvorgab­e des früheren Chefs der Deutschen Bank, Josef Ackermann. Dieser forderte einst eine Eigenkapit­alrendite von 25 Prozent. Das führte damals zu einem medialen Aufschrei. Solche Spitzenwer­te wurden von der Bank zwar nie erreicht. Die Daten der Bundesbank belegen aber nun, dass Industrie und Dienstleis­tungen diesem Ziel recht nahe kommen.

Im Vergleich von sieben Euroländer­n gleichen sich die Margen. Abweichung­en gibt es zwischen den Branchen. Im Trend zeigt sich – wie in den USA – dass die Profitrate­n dort besonders hoch ausfallen, wo die Ausgaben für Forschung und Entwicklun­g auch hoch sind. Auch wenn in den Analysen manche Unwägbarke­it steckt, scheinen die SuperstarU­nternehmen von morgen jene zu sein, die heute in die Qualität von Technik und Arbeit investiere­n.

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Foto: dpa/Marijan Murat Daimler ist einer der Konzerne, die in den vergangene­n Jahren mit hohen Gewinnen glänzten.

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