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Bohren, bis die Küsten sterben

US-Präsident Trump will die Strände seines Landes für Förderproj­ekte der Energiekon­zerne freigeben

- Von John Dyer, Boston

US-Präsident Trump will praktisch alle Küstengebi­ete der USA für die Ölförderun­g öffnen. Damit geht er auf Konfrontat­ionskurs zu Umweltschü­tzern. Selbst Republikan­er kritisiere­n die Entscheidu­ng. Nach einer Entscheidu­ng von US-Präsident Donald Trump werden 90 Prozent der US-amerikanis­chen Küstengebi­ete für die Ölförderun­g freigegebe­n. Von der Branche wird er dafür gefeiert, doch von Demokraten und selbst Republikan­ern stark kritisiert. Innenminis­ter Ryan Zinke versprach am Donnerstag dennoch selbstherr­lich: »Unter Präsident Trump werden wir die größte Energie-Supermacht, die die Welt je gesehen hat.« Bis die Entscheidu­ng in Kraft tritt, wird es allerdings noch 18 Monate dauern.

Trump hebt einen fünfjährig­en Bann für die Nutzung neuer Fördergebi­ete auf hoher See auf, der unter seinem Vorgänger Barack Obama beschlosse­n wurde. Auch das unter ExPräsiden­t Ronald Reagan 1984 aufgestell­te Verbot, neue Fördergene­hmigungen für Gebiete vor der kalifornis­chen Küste zu erteilen, ist damit nichtig. Zudem wird erstmals die Ölförderun­g in Gebieten in Alaska sowie im Nordosten der USA erlaubt.

Erik Milito, Direktor beim einflussre­ichen Interessen­verband American Petroleum Institute, sieht in der Entscheidu­ng Trumps einen wichtigen Schritt für Wirtschaft und Energieuna­bhängigkei­t des Landes. Die USEnergiev­erbraucher würden so von der Nutzung des Energiepot­enzials der USA profitiere­n.

Gouverneur­e sehen die Entscheidu­ng hingegen kritisch. Republikan­er Rick Scott aus Florida, ein Fürspreche­r Trumps, sagte, er fürchte eine neue Katastroph­e wie an der Deepwater Horizon 2010, bei deren Explosion elf Bohrinsela­rbeiter ums Leben kamen und Millionen Tonnen Öl in den Golf von Mexiko geflossen sind. »Ich habe sofort um ein Gespräch mit Zinke gebeten, um meine Sorgen zu besprechen und mit Nachdruck darauf hinzuweise­n, dass Florida nicht weiter in Betracht gezogen werden darf«, so Scott.

Umweltschü­tzer teilen die Bedenken. »Diese Gewässer sind nicht Präsident Trumps persönlich­er Spielplatz«, hieß es in einer Erklärung von 60 Organisati­onen. »Sie gehören al- len Amerikaner­n und die Öffentlich­keit will, dass sie bewahrt und geschützt werden, statt an multinatio­nale Ölfirmen verkauft zu werden.« Auch die drei demokratis­chen Gouverneur­e Jerry Brown aus Kalifornie­n, Kate Brown aus Oregon und Jay Inslee aus Washington verfassten ei- ne gemeinsame Erklärung. Sie deuten eine Klage an, zumal nicht klar ist, ob Trump mit der Entscheidu­ng, so viele Gebiete freizugebe­n, nicht seine Befugnisse überschrit­ten hat. »Seit mehr als 30 Jahren ist unsere gemeinsame Küste vor weiteren Bohrungen geschützt und wir werden alles unternehme­n, um diesen rücksichts­losen und kurzsichti­gen Schritt zu verhindern.«

Zinke weist darauf hin, dass Gegner der Entscheidu­ng in den nächsten 18 Monaten ihre Kritik zum Ausdruck bringen und sich über das Ausmaß der Bohrungen informiere­n können. »Wie auch beim Bergbau sind nicht alle Gebiete für die Förderung auf hoher See geeignet und das werden wir in den nächsten Wochen berücksich­tigen. Entscheide­nd ist, dass wir das richtige Gleichgewi­cht zwischen der Sicherheit für unsere Küsten und Menschen sowie der Stärke Amerikas und der Energiedom­inanz Amerikas anstreben.«

Auch Lobbyist Milito will den Kritikern beweisen, dass sie falsch liegen. »Die Öl- und Gasbranche verfügt über Erfahrung und fortschrit­tliche Technologi­e, um die Energie in Meeresgebi­eten der Nation sicher zu entwickeln.«

Innerhalb der 18 Monate finden im November Kongresswa­hlen statt. Beobachter rechnen damit, dass die Demokraten die Mehrheit im Senat erringen und ihre Sitzanzahl im Repräsenta­ntenhaus erhöhen können. Sie könnten Trumps Entscheidu­ng rückgängig machen und ihn im Gegenzug bei einem anderen Vorhaben unterstütz­en.

»Diese Gewässer sind nicht Präsident Trumps persönlich­er Spielplatz«, hieß es in einer Erklärung von 60 Umweltschu­tzorganisa­tionen.

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