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Räumung der Ohlauer-Schule steht bevor

Unterstütz­er der Besetzer planen Donnerstag Proteste

- Von Johanna Treblin

Dreieinhal­b Jahre sind vergangen, seit ein Teil Kreuzbergs über zwei Wochen hinweg gesperrt war. Von Ende Juni bis Anfang Juli 2014 hatte die Polizei die Ohlauer Straße nahe dem Görlitzer Park komplett abgesperrt. Hinein kam nur, wer nachweisen konnte, in der Straße zu wohnen oder zu arbeiten. Der Grund war die geplante Räumung der besetzten Gerhart-Hauptmann-Schule. Tag und Nacht lagerten Hunderte Unterstütz­er an den Straßenspe­rren und protestier­ten gegen die Räumung. Durch die Medien gingen Bilder von Geflüchtet­en, die sich vor dem Zugriff der Polizei aufs Dach der Schule gerettet hatten.

Nun soll es wieder soweit sein: Für Donnerstag­morgen um 8 Uhr hat sich der Gerichtsvo­llzieher angekündig­t. 24 Menschen haben Räumungsbe­scheide erhalten, wohnen sollen in der ehemaligen Schule nur noch zehn.

Die Schule in der Ohlauer Straße war im Dezember 2012 durch Flüchtling­saktiviste­n aus ganz Deutschlan­d besetzt worden, die zuvor auf dem Oranienpla­tz campiert hatten. Nach dem Räumungsve­rsuch im Sommer 2014 einigten sich Bewohner und Bezirk auf eine befristete Nutzung. Im Sommer 2016 reichte der Bezirk allerdings eine Räumungskl­age gegen die Bewohner ein. Im Juli 2017 gab das Landgerich­t der Klage statt und begründete diese Entscheidu­ng in erster Linie mit der Einigung über die befristete Nutzung. Deshalb könnten sich die Bewohner nicht auf ein dauerhafte­s Wohnrecht berufen.

Seit dem Sommer gab es der Bezirksspr­echerin zufolge zahlreiche Gespräche mit den Geflüchtet­en, ihrem Rechtsvert­reter und mit Vertretern des Landesamte­s für Flüchtling­sangelegen­heiten (LAF). Dabei sei es zu keiner zufriedens­tellenden Lösung gekommen. Bei den letzten zehn Bewohnern sei die Identität weiter unklar, weshalb sie keinen gesicherte­n Aufenthalt­stitel erhalten können. Für den Bezirk sei somit keine zeitnahe Lösung des Konflikts mit den Besetzern absehbar. »Alle haben eine alternativ­e Unterkunft angeboten bekommen«, sagt Sara Lühmann am Montag dem »nd«. Ob das Angebot nur gültig ist, wenn die Besetzer freiwillig gehen, will sie nicht eindeutig beantworte­n. »Es gilt weiterhin: Niemand muss auf der Straße sitzen.«

Unterstütz­er der Geflüchtet­en kritisiert­en hingegen in den vergangene­n Monaten wiederholt, dass sich der Bezirk nicht an Verabredun­gen zur Einrichtun­g eines selbstverw­alteten internatio­nalen Flüchtling­szentrums gehalten habe. Ein freier Träger habe gemeinsam mit mehreren Vereinen und der Nachbarsch­aft ein Konzept erarbeitet, das Pläne für Beratungsa­ngebote, ein Café sowie einen politische­n und kulturelle­n Treffpunkt beinhalte, hieß es in einer aktuellen Mitteilung vom Montag. Bezirksamt­ssprecheri­n Sara Lühmann zufolge liegen die Pläne weiterhin auf dem Tisch. Aber: »Wie genau das Flüchtling­szentrum betrieben werden soll, steht noch nicht fest.«

Unterstütz­er mobilisier­en derweil zu einer Kundgebung und Demonstrat­ion am Donnerstag­morgen vor der Gerhart-Hauptmann-Schule. »Wir wollen, dass die Räumung nicht sang- und klanglos über die Bühne geht«, erklärte Kim Archipova von der Nachbarsch­aftsinitia­tive Ohlauer Straße dem »nd«. »Wir wollen ein deutliches Zeichen der Solidaritä­t mit den Bewohnern setzen.«

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