nd.DerTag

Gefährlich­e Muskelspie­le

Martin Ling über den ausgesetzt­en Dialog zwischen Kolumbien und der ELN

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Mit der Verlängeru­ng der Waffenpaus­e und der Fortsetzun­g der Verhandlun­gen ist fürs Erste Essig. Stante pede beorderte Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos nach einem mutmaßlich von der ELN-Guerilla verübten Sprengstof­fanschlag den Leiter der Regierungs­delegation aus Quito zurück.

Für die fünfte Verhandlun­gsrunde der beiden Konfliktpa­rteien, die eigentlich am 9. Januar hätte beginnen sollen, ist diese Eskalation kein gutes Omen. In Kolumbien ist es bisher eher die Regel denn die Ausnahme gewesen zu verhandeln und gleichzeit­ig militärisc­h neue Fakten zu schaffen, ob bei den Gesprächsr­unden mit der ELN oder der FARC-Guerilla, die 2016 in ein Friedensab­kommen mündeten.

Kolumbiens Friedenspr­ozess steht von Anbeginn auf wackligen Beinen. Sowohl die ELN, aber vor allem die Regierung haben sich während der Waffenpaus­e Verfehlung­en zuschulden kommen lassen – das Ermorden sozialer Aktivisten ging entgegen der Sicherheit­sgarantien von Bogotá weiter. Im besten Falle war der Anschlag eine einmalige Frustaktio­n und Warnung der ELN an Bogotá. Im schlimmste­n Falle schlägt das übermächti­ge Militär unverhältn­ismäßig zurück. Dann dürfte die Rückkehr an den Verhandlun­gstisch verbaut sein. Ein Interesse daran sollte niemand haben. Denn bei allen Problemen des Friedenspr­ozesses – der bewaffnete Konflikt ist keine brauchbare Alternativ­e.

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