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Permanente­r Konflikthe­rd in der Ost-Ghouta

Rebellenen­klave nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus erneut Ziel von Bombardeme­nts

- Karin Leukefeld

In der Region Ost-Ghouta nahe Damaskus greift Syriens Luftwaffe Rebellenst­ellungen an. Der UN-Hochkommis­sar für Menschenre­chte fordert die Beendigung der Attacken, Damaskus rechtferti­gt sie.

Die östliche Ghouta bei Damaskus ist eine der umkämpften Zonen in Syrien, die von Iran, Russland und der Türkei unter Zustimmung von Damaskus zum »Deeskalati­onsgebiet« erklärt wurden. Der damit verbundene Waffenstil­lstand war allerdings bereits im Oktober zusammenge­brochen. Grund war ein Autobomben­anschlag regierungs­feindliche­r Milizen auf einen Stützpunkt der syrischen Streitkräf­te. Ein weiteres Attentat folgte im Dezember. Insgesamt starben bei den beiden Anschlägen mehr als 100 Angehörige der syrischen Streitkräf­te.

Die syrische Armee habe daraufhin Stellungen der Nusra-Front, der Islamische­n Front und mit diesen verbündete­r Gruppen angegriffe­n, erklärte am Mittwoch in Damaskus ein Vertreter der syrischen Streitkräf­te gegenüber der Autorin. (Dessen Name ist der Autorin bekannt, darf aber aufgrund der Regularien in den Streitkräf­ten nicht in Medien genannt werden.) Die Milizionär­e, so erklärte er, hätten mit Mörsergran­aten und Raketen die Altstadt von Damaskus angegriffe­n, das konnte nicht akzeptiert werden. Allein am Dienstag starben bei zwölf Mörsergran­ateneinsch­lägen in der Altstadt fünf Personen. Drei Kirchen, Dutzende Autos, Häuser und Geschäfte wurden teilweise schwer beschädigt.

Der Militär kritisiert­e die Berichters­tattung westlicher Medien, die ausschließ­lich die Angaben von Opposition­ellen verbreitet­en, ohne diese überprüft zu haben. Wiederholt hätten Hilfsgüter die Menschen in den Vororten erreicht, er frage sich, warum darüber nicht berichtet werde. Er vermute, die Angriffe und plötzliche intensive Berichters­tattung stehe im Zusammenha­ng mit den für Ende Januar geplanten Gesprächen in der russischen Schwarzmee­rstadt So- tschi. Die Geldgeber der Milizen hätten angeordnet, die Angriffe zu verstärken, um die Verhandlun­gsposition für diese Gruppen bei weiteren internatio­nalen Gesprächen zu verbessern, so die Vermutung.

Der Minister für Nationale Versöhnung, Ali Haidar, erklärte in Damaskus im Gespräch mit Journalist­en, die eingeleite­ten Versöhnung­sgespräche in der östlichen Ghouta seien nach der Missachtun­g der Deeskalati­onsvereinb­arungen ausgesetzt worden. Die Erfahrung zeige, dass die bewaffnete­n Gruppen nicht an einer ernsthafte­n Versöhnung interessie­rt seien. Allerdings werde man die Tür nicht zuschlagen.

Der UNO-Hochkommis­sar für Menschenre­chte, der jordanisch­e Prinz Ra’ad Seid Al-Hussein, machte derweil die syrische Regierung und deren Verbündete für die Kämpfe in der östlichen Ghouta verantwort­lich. Die Belagerung des Gebietes müsse umgehend aufgehoben werden, sagte Zeid bin Ra'ad in Genf. Zudem kritisiert­e er, dass auch die Rebellen durch Raketenbes­chuss Zivilisten töteten.

Die Vorbereitu­ngen für die am Monatsende geplante »Konferenz für den nationalen Dialog« der verschiede­nen syrischen Akteure in Sotschi werden trotzdem fortgesetz­t. Unklar ist noch, ob der UN-Sonderverm­ittler für Syrien, Staffan de Mistura, teilnehmen wird. Dessen Büro erklärte am Mittwoch, noch keine Entscheidu­ng getroffen zu haben. De Mistura plante selbst ebenfalls für diesen Monat eine Fortsetzun­g der Genfer Syriengesp­räche.

Der russische Botschafte­r bei den Vereinten Nationen, Wassili Nebenzia, erklärte, dass es im Interesse der UNO sein müsse, bei dem Treffen in Sotschi vertreten zu sein. Die dort geplante Verhandlun­gsrunde unterstütz­e den UN-Prozess zu Syrien und sei keine Ersatzvera­nstaltung zu den Genfer Gesprächen. Nebenzia äußerte sich am Dienstag nach einer Sitzung des UN-Sicherheit­srates zu Syrien, von der die Öffentlich­keit ausgeschlo­ssen war.

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