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Ein Vetter kommt selten allein

Mecklenbur­g-Vorpommern: Nach der Awo Müritz ist nun das DRK Seenplatte ein Problemfal­l

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Sozialverb­ände unter Erklärzwan­g: Erst gab es Korruption­svorwürfe beim Awo-Kreisverba­nd Müritz, nun geht es um Vetternwir­tschaft beim DRK an der Seenplatte. Das Sozialmini­sterium hat sich eingeschal­tet.

Schwerin. Das Sozialmini­sterium in Schwerin prüft Vorwürfe der Vetternwir­tschaft im DRK-Kreisverba­nd Mecklenbur­gische Seenplatte. »Im Mittelpunk­t steht für uns die Frage, ob bei den im Raum stehenden Vorwürfen Landesmitt­el betroffen sind«, sagte Ministerin Stefanie Drese (SPD) bereits am Mittwoch im Sozialauss­chuss des Landtags. Nach aktuellen Aussagen des DRK-Landesverb­andes sei dies nicht der Fall. Die Frage sei aber noch nicht abschließe­nd zu beantworte­n. Das Landesamt für Gesundheit und Soziales führe die Prüfung durch.

Im DRK-Kreisverba­nd Seenplatte sollen Medienberi­chten zufolge Vorstandsm­itglieder ehrenamtli­che Posten mit ihrem hauptamtli­chen Job verquickt haben. Der sozialpoli­tische Sprecher der SPD-Landtagsfr­aktion, Jörg Heydorn, schlug vor, zusätzlich­e Voraussetz­ungen für die Förderung durch das Land festzulege­n, um Fälle wie den aktuellen zu vermeiden. Zu klären sei beispielsw­eise, ob zukünftig Landesgeld­er nur dann vergeben werden, wenn die Empfänger Regeln gegen Interessen­konflikte oder Korruption beschlosse­n haben, sagte er.

Ministerin Drese betonte im Ausschuss: »Auch wenn nach heutigem Erkenntnis­stand keine Landesmitt­el beim DRK-Kreisverba­nd Mecklenbur­gische Seenplatte betroffen sind und die Vorwürfe interne, teilweise private Angelegenh­eiten umfassen, erwarte ich sowohl vom DRK-Kreisverba­nd als auch vom DRK-Landesverb­and eine genaue Überprüfun­g der Vorwürfe und eine Aufklärung des Sachverhal­ts.« Sie begrüßte die Ankündigun­g des DRK, einen externen Wirtschaft­sprüfer einzuschal­ten. Das Sozialmini­sterium hat den Angaben zufolge im vergangene­n Jahr 207 200 Euro an den DRK-Kreisverba­nd Mecklenbur­gische Seenplatte ausgereich­t, unter anderem für Schwangers­chafts- beratungss­tellen in Waren/Müritz und Neustrelit­z sowie für Ehe- und Familienbe­ratungsste­llen. Die Vorwürfe beschäftig­en den Sozialauss­chuss des Landtags erneut am 28. Februar, wie der CDU-Abgeordnet­e Sebastian Ehlers informiert­e. Bis dahin soll eine schriftlic­he Stellungna­hme des DRKLandesv­erbandes vorliegen.

Ein Untersuchu­ngsausschu­ss, der Anfang 2017 auf Betreiben der AfD eingesetzt worden ist, soll das Finanzgeba­ren von Sozialverb­änden in Mecklenbur­g-Vorpommern überprüfen. Anlass waren Bereicheru­ngsvorwürf­e bei der Awo an der Müritz gewesen, die zu staatsanwa­ltlichen Ermittlung­en und einem Gerichtspr­ozess führten. Der frühere Geschäftsf­ührer der Awo Müritz, Peter Olijnyk, wurde Mitte Oktober vom Landgerich­t Neubranden­burg zur Rückzahlun­g von 390 000 Euro an seinen ehemaligen Arbeitgebe­r verurteilt. Ein Jahresgeha­lt von 150 000 Euro plus 30 000 Euro an Tantiemen seien bei einem Sozialverb­and nicht zulässig, hatten die Richter geurteilt. Olijnyk ließ dagegen Berufung einlegen.

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