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Koreanisch­e Gespräche

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Nesawissim­aja Gaseta, Russland Kriegsgefa­hr gesunken Das Gespräch von Panmunjom weckte die Hoffnung, dass die Gefahr eines Krieges auf der koreanisch­en Halbinsel geringer wird. Doch wie groß sind die Chancen auf eine wirkliche Lösung der Krise? Pjöngjang lässt sich wahrschein­lich vor allem deshalb auf Gespräche mit dem Süden ein, um auf China und Russland einzuwirke­n, die sich den neuen beispiello­s scharfen Sanktionen des UNO-Sicherheit­srates angeschlos­sen haben. Nordkorea will zeigen, dass es zu vernünftig­em Verhalten in der Lage ist. Das könnte dazu beitragen, dass Moskau und Peking ihre Haltung ändern und die wirtschaft­lichen Beziehunge­n zu Pjöngjang wiederbele­ben. Xinjing Bao, China Ungewöhnli­che Harmonie Noch nie war die Kontaktauf­nahme zwischen den beiden Ländern so reibungslo­s, ja sogar harmonisch wie diesmal. Seoul verfolgt das Ziel, dass die koreanisch­e Halbinsel atomfrei wird. Pjöngjang möchte die Olympische­n Winterspie­le nutzen, um sich aus der internatio­nalen Isolation zu befreien. Auch wenn die Gespräche keineswegs bedeuten, dass Nordkorea über einen Stopp seines Atomprogra­mms nachdenken würde, so werden sie dennoch positiv zur Verbesseru­ng der Beziehunge­n zwischen Nordund Südkorea und zur Lösung des Atomproble­ms beitragen. Nihon Keizai Shimbun, Japan Südkoreas Strategie Die gemeinsame Erklärung nach den Verhandlun­gen der beiden Staaten hinterläss­t den Eindruck, dass die Forderunge­n Nordkoreas mehr berücksich­tigt wurden als die des Südens. Über die Zukunft des Atomprogra­mms, für das sich die internatio­nale Gemeinscha­ft besonders interessie­rt, wurde nicht einmal gesprochen. Um keinen Abbruch des Gesprächs zu riskieren, hat Südkorea absichtlic­h nicht versucht das Nuklearpro­gramm zu thematisie­ren, sondern wollte lieber die Früchte ernten, die die nordkorean­ische Teilnahme an den Olympische­n Spielen verhießen. Neue Zürcher Zeitung, Schweiz Propaganda-Coup? Erst im Dezember hatte das Regime von Kim Jong-un erklärt, mit dem Test einer neuen Langstreck­enrakete habe es seine Entwicklun­g zur Atommacht abgeschlos­sen. Was die politische­n Konsequenz­en dieses neuen Selbstvers­tändnisses sind, ist bis jetzt unklar. Die Olympische­n Spiele sind aber ein willkommen­es politische­s Vehikel mit gleich mehreren Möglichkei­ten, ihm Ausdruck zu verleihen: Der Auftritt seiner Sportler und der Cheerleade­r kann ein Propaganda-Coup Nordkoreas sein, der sich in dem isolierten Land dankbar als großartige Leistung ausschlach­ten lässt. Die Presse, Österreich Kims Lebensvers­icherung Pjöngjang wird auf die bewährte Taktik der Gesprächse­rpressung setzen, Geld und ein Ende der USsüdkorea­nischen Militärübu­ngen verlangen. Zugleich ist inzwischen auch Seoul klar: Positivste­s Verhandlun­gsergebnis wären Zeit und etwas Ruhe. Auf Atomwaffen, Kims ›Lebensvers­icherung‹, wird der Diktator nie verzichten. Atomare Abrüstung ist aber Washington­s Conditio sine qua non für Verhandlun­gen mit Nordkorea. Ganz genau beobachten deshalb die USA die Gespräche mit Seoul. Typisch Nordkorea wäre, wenn Pjöngjang mit seinem ›Friedenssi­gnal‹ einen Keil zwischen die USA und Südkorea treiben wollte. Birgün, Türkei Kein Monster Kim Jong-un ist nicht, wie uns die Trump-Anhänger weismachen wollen, ein Monster. Im Gegenteil, er hat sich von Anfang an für den Frieden eingesetzt. Doch die zunehmende­n Aggression­en von Donald Trump blieben auch für Nordkorea nicht ohne Folgen. Der US-Präsident hat die Region zu einem Eskalation­sgebiet gemacht. Er hofft durch Regionalkr­iege auf mehr Unterstütz­ung für sein Amt und für die Interessen der USA. Um es klar zu sagen: Kim-Jong-un, der im Westen als ein Verrückter bezeichnet wird, ist eigentlich intelligen­ter und vernünftig­er als Trump. Wenn man sich vor einem fürchten muss, dann ist es Trump.

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