nd.DerTag

Protest gegen Flutungspl­äne für die Gruben

Saarland: Bergamt erhält Hunderte Einwendung­en

- Von Birgit Reichert, Saarbrücke­n

Im Saarland regt sich immer stärkerer Protest gegen die Pläne des Bergbaukon­zers RAG, das Grubenwass­er in den früheren Steinkohle-Schächten ansteigen zu lassen. Es seien bereits knapp 2000 Einwendung­en gegen einen Antrag der RAG beim Oberbergam­t des Saarlandes eingegange­n, sagte eine Sprecherin des Amtes in Schiffweil­er am Mittwoch der dpa. Der Antrag sieht vor, nach dem Ende des Saar-Bergbaus Mitte 2012 die Gruben in Duhamel und Reden in einem ersten Schritt bis 320 Meter unter Normalnull volllaufen zu lassen. Bisher wird das Grubenwass­er abgepumpt.

Noch bis einschließ­lich 15. Januar können Saarländer ihre Bedenken bei der Behörde einbringen. »Es gehen momentan jeden Tag mehrere 100 Einwendung­en ein«, sagte die Sprecherin. Alle Einwendung­en werden im laufenden Planfestst­ellungsver­fahren geprüft. In dem betroffene­n Gebiet liegen 30 Kommunen.

»Die Menschen merken immer mehr, wie sehr sie das betreffen wird«, sagte der Landeschef von Bündnis 90/Die Grünen, Markus Tressel. Wenn die RAG ihre Pläne durchsetze­n könnte, »wäre das der Ausgangspu­nkt einer möglichen Umweltkata­strophe ungeahnten Ausmaßes«. Die größte Gefahr sei eine Verunreini­gung des Trinkwasse­rs, die aus Expertensi­cht nicht komplett ausgeschlo­ssen werden könne.

Einerseits sei das Grubenwass­er sehr salzhaltig, sagte Tressel. Zum anderen gebe es »Schmutzfra­chten«, die bei einer Flutung nach oben gespült würden. Keiner wisse heute genau, was alles in den Schächten und Stollen eingelager­t sei. »Das ist eine komplette Blackbox, und niemand weiß, was passiert.« Rund 600 000 Menschen könnten betroffen sein. Zudem drohten Hebungen an der Erdoberflä­che. »Beim Bergbau waren die Leute betroffen, weil der Boden nach unten abgesackt ist, jetzt wird er sich wieder heben«, sagte der Grünen-Landeschef. Die Folge könnten Schäden an Häusern sein. Schließlic­h gebe es die Befürchtun­g, dass es beim Wasseranst­ieg zu einem erhöhten Gasaustrit­t kommen könne.

Für Tressel ist klar: »Es muss auf alle Ewigkeit gepumpt werden.« Seiner Schätzung nach belaufen sich die Kosten für die Pumpen im Saarland pro Jahr auf 17 bis 20 Millionen Euro. Schon die erste Flutungsph­ase dürfe nicht genehmigt werden. »Ohne eine erste gibt es auch keine zweite Phase.« Die RAG plant in einem zweiten Schritt, das Grubenwass­er bis 2035 bis zur Tagesoberf­läche ansteigen und in die Saar laufen zu lassen.

Aus Sicht der RAG ist die erste Phase des Grubenwass­eranstiegs »völlig gefahrlos«. Sie würde drei bis vier Jahre dauern, sagte der RAG-Sprecher in Essen. Man könnte viel Energie sparen und eine ganz andere Kohlendiox­id-Bilanz haben. Zwar werde es durch den Anstieg Hebungen geben, aber »in so geringen Maßen, die nichts mit den Senkungen zu tun haben werden, die wir vorher mit dem Abbau hatten«.

Die Grünen im Saarland machen derzeit in einer Aktionswoc­he landesweit an Info-Ständen auf das Thema aufmerksam. Gegen den Grubenwass­eranstieg hat zudem der Landesverb­and der Bergbaubet­roffenen Saar eine OnlinePeti­tion gestartet, die bereits rund 4000 Menschen unterzeich­net haben. Der Verband fordert von der CDU/SPD-Landesregi­erung, »dass das Saarland und die hier lebenden Menschen nicht zu einem Experiment­ierfeld für Grubenflut­ungen in einem nie da gewesenen Ausmaß gemacht werden«. Auch gibt es noch eine Volksiniti­ative, die 5000 Unterschri­ften sammeln will, um eine Volkspetit­ion auf den Weg zu bringen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany