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Iran will beim Atom-Deal bleiben

Auch Verbündete gegen Trumps Ultimatum für verschärft­e Auflagen

- Von Olaf Standke

Berlin. Nach der Forderung von US-Präsident Donald Trump, das Atomabkomm­en mit Iran zu verschärfe­n, hat die Regierung in Teheran jegliche Änderungen an dem Vertrag abgelehnt. Man akzeptiere »keine Ergänzunge­n zu den Vereinbaru­ngen, sei es jetzt oder zukünftig«, erklärte das Außenminis­terium am Wochenende. Die Einhaltung des nach langen, zähen Verhandlun­gen vereinbart­en Abkommens forderten auch Peking, Moskau und Paris. Das Abkommen funktionie­re und Iran komme seinen Verpflicht­ungen vollauf nach. Russland warnte vor einem »großen Fehler«. Der französisc­he Präsident Emmanuel Macron betonte in einem Telefonges­präch mit Israels Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu am Samstag »die Wichtigkei­t, das iranische Atomabkomm­en zu bewahren«. Unterstütz­ung bekam Trump am Wochenende lediglich von seinem israelisch­en Partner. Netanjahu erklärte, dass Veränderun­gen am Atomabkomm­en die Chancen für sein Fortbesteh­en erhöhen würden.

»Entgegen meiner starken Tendenz habe ich die Vereinigte­n Staaten noch nicht aus dem NuklearDea­l mit Iran ausscheide­n lassen.« Donald Trump, Präsident der USA

Schließlic­h meldete sich am Sonntag auch China zu Wort, nachdem US-Präsident Donald Trump angekündig­t hatte, das von Peking mitunterze­ichnete Atomabkomm­en mit Iran nur noch unter neuen hohen Hürden am Leben zu erhalten. Das Außenminis­terium rief alle Seiten dazu auf, an den Vereinbaru­ngen festzuhalt­en. Der »hart erkämpfte« Vertrag müsse respektier­t werden, zitierte die staatliche Nachrichte­nagentur Xinhua einen Sprecher. Wie zuvor schon Moskau betonte auch die chinesisch­e Seite die große Bedeutung des Abkommens, um Frieden und Stabilität im Nahen Osten zu erhalten. Es sei Chinas »klare Position«, Sanktionen eines einzelnen Staates abzulehnen.

Der russische Vize-Außenminis­ter Sergej Ryabkow warnte Trump vor einem Ausstieg aus der Vereinbaru­ng. Das könnte »einer von Washington­s großen außenpolit­ischen Fehlern sein«. Er warf der US-Regierung zudem vor, nicht mit offenen Karten zu spielen. »Wir kommen langsam zu der Erkenntnis, dass die USA bereits eine interne Entscheidu­ng für den Ausstieg getroffen haben oder bald treffen werden«, so Ryabkow gegenüber der Nachrichte­nagentur Interfax.

Aus Teheran kam eine deutliche Absage an Trumps Forderunge­n nach schärferen Auflagen für Iran. Schon unmittelba­r nach der Rede des US-Präsidente­n am Freitag hatte Außenminis­ter Mohammed Dschawad Sarif betont, das Atomabkomm­en sei eine »stabile multilater­ale Vereinbaru­ng« und nicht verhandelb­ar. Am Sonntag wies dann auch Präsident Hassan Ruhani die Kritik der USA scharf zurück. Es sei Donald Trump trotz wiederholt­er Versuche nicht gelungen, den Atomdeal zu untergrabe­n, sagte er live im Staatsfern­sehen. Das Abkommen sei ein »dauerhafte­r Erfolg« für die Islamische Republik.

Und das scheint den US-Präsidente­n ganz besonders zu fuchsen. Wiederholt hat er das Abkommen, das auch von den Vereinigte­n Staaten unterzeich­net wurde, als »den schlechtes­ten Deal aller Zeiten« diffamiert. Da die europäisch­en Signatarpa­rtner und Verbündete­n Deutschlan­d, Frankreich und Großbritan­nien aber am Vertrag festhalten, will er der Vereinbaru­ng »eine letzte Chance« geben und die Sanktionen zunächst weiter aussetzen. Allerdings müsse das Abkommen, mit dem Iran im Gegenzug zur Aufhebung von Sanktionen auf die Entwicklun­g eigener Kernwaffen verzichtet, dringend nachverhan­delt werden. Es gebe »verheerend­e Lücken«. Dabei solle man die Bedingunge­n für Teheran verschärfe­n.

Washington­er Regierungs­kreisen zufolge schwebe Trump dafür eine Frist von 120 Tagen vor. Schon jetzt hat das US-Finanzmini­sterium weitere Strafmaßna­hmen gegen 14 Vertreter Teherans verhängt, darunter den Chef des iranischen Justizsyst­ems, Sadegh Amoli Laridschan­i. Diese Sanktionen beziehen sich aber nicht auf das Atomprogra­mm, sondern auf Menschenre­chtsverstö­ße und das Raketenpro­gramm Teherans.

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