Mit Berlusconi gegen rechte Regierung
Sabbernder Greis oder einzige Alternative?
Es ist ein Gruselkabinett der Absurditäten. Eine Tatsache, über die man eigentlich nur lachen könnte, wenn sie nicht ein äußerst tragisches Licht auf Italien werfen würde. Gemeint ist die virtuelle Kandidatur von Silvio Berlusconi, der erneut das Mittelmeerland regieren möchte. Virtuell ist diese Kandidatur, weil Berlusconi gar nicht kandidieren kann. Seine Verurteilung 2013 wegen Steuerbetrugs verbietet es ihm, öffentliche Ämter zu bekleiden und der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte wird mit aller Voraussicht nicht vor den Wahlen über seine dort eingereichte Klage entscheiden. Und selbst wenn das Urteil für den 81-Jährigen positiv ausfallen sollte, würde es noch Monate und vielleicht Jahre dauern, bis dies auch greift.
Dann sein Gesundheitszustand: Die italienischen Kabarettisten zeichnen ihn als einen sabbernden, lallenden Greis, der auswendig gelernte Texte mehr oder weniger fehlerfrei herunterleiert. Nun ist bekannt, dass Kabarettisten es nicht gut meinen mit Politikern. Aber auch die Wahlversprechungen von Herrn Berlusconi sind absurd: Mindestrenten von 1000 Euro; ein Lebensalter von 125 Jahren; ein Steuersatz von 25 Prozent – für alle, versteht sich.
Bleibt die Frage, warum die Rechte in Italien sich einen Silvio Berlusconi antut. Gibt es wirklich niemanden, der dieses politische Lager glaubwürdiger vertreten könnte? Oder ist Berlusconi tatsächlich noch immer der ideale Vermittler zwischen Konservativen und Rechtspopulisten? Böse Zungen behaupten, dass »man« so verhindern wolle, dass die rechte Koalition allein regieren kann, damit eine GroKo notwendig wird, die für Europa und das Großkapital angenehmer wäre. Aber das sind eben die üblichen Verschwörungstheorien.