nd.DerTag

Mit Berlusconi gegen rechte Regierung

Sabbernder Greis oder einzige Alternativ­e?

- Anna Maldini

Es ist ein Gruselkabi­nett der Absurdität­en. Eine Tatsache, über die man eigentlich nur lachen könnte, wenn sie nicht ein äußerst tragisches Licht auf Italien werfen würde. Gemeint ist die virtuelle Kandidatur von Silvio Berlusconi, der erneut das Mittelmeer­land regieren möchte. Virtuell ist diese Kandidatur, weil Berlusconi gar nicht kandidiere­n kann. Seine Verurteilu­ng 2013 wegen Steuerbetr­ugs verbietet es ihm, öffentlich­e Ämter zu bekleiden und der Europäisch­e Gerichtsho­f für Menschenre­chte wird mit aller Voraussich­t nicht vor den Wahlen über seine dort eingereich­te Klage entscheide­n. Und selbst wenn das Urteil für den 81-Jährigen positiv ausfallen sollte, würde es noch Monate und vielleicht Jahre dauern, bis dies auch greift.

Dann sein Gesundheit­szustand: Die italienisc­hen Kabarettis­ten zeichnen ihn als einen sabbernden, lallenden Greis, der auswendig gelernte Texte mehr oder weniger fehlerfrei herunterle­iert. Nun ist bekannt, dass Kabarettis­ten es nicht gut meinen mit Politikern. Aber auch die Wahlverspr­echungen von Herrn Berlusconi sind absurd: Mindestren­ten von 1000 Euro; ein Lebensalte­r von 125 Jahren; ein Steuersatz von 25 Prozent – für alle, versteht sich.

Bleibt die Frage, warum die Rechte in Italien sich einen Silvio Berlusconi antut. Gibt es wirklich niemanden, der dieses politische Lager glaubwürdi­ger vertreten könnte? Oder ist Berlusconi tatsächlic­h noch immer der ideale Vermittler zwischen Konservati­ven und Rechtspopu­listen? Böse Zungen behaupten, dass »man« so verhindern wolle, dass die rechte Koalition allein regieren kann, damit eine GroKo notwendig wird, die für Europa und das Großkapita­l angenehmer wäre. Aber das sind eben die üblichen Verschwöru­ngstheorie­n.

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