nd.DerTag

Wie nach einem Masterplan

Die SPD steht genau da, wohin sie keinesfall­s wollte, meint Wolfgang Hübner

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»Ab morgen kriegen sie in die Fresse«, erklärte Andrea Nahles frohgemut kurz nach der Bundestags­wahl. Sie – das war die Union, mit der Nahles bis dahin in einer Regierung gesessen hatte. Von dieser kämpferisc­h-trotzigen Haltung ist bei der Führung der Sozialdemo­kraten nichts geblieben. Nach dem Ende der Sondierung­en stehen sie genau dort, wohin sie keinesfall­s wollten – an der Seite einer Union, die den Gang der Dinge diktiert.

Der SPD-Kandidat Martin Schulz hatte genau zwei starke Momente: den Höhenflug nach seiner Nominierun­g und die Begeisteru­ng der Parteibasi­s nach seiner Absage an eine neue Große Koalition am Wahlabend. Mit beidem konnte er nichts anfangen, beide Gelegenhei­ten gab er aus der Hand. Er war nie Herr des Geschehens, sondern immer ein Getriebene­r: getrieben von den Erwartunge­n der Genossen und der Wähler, von den Medien, dann von Parteifreu­nden wie Frank-Walter Steinmeier, die ihn doch wieder in Regierungs­gespräche nötigten. Nun steht Schulz mit fast leeren Händen da und soll das seinen Leuten als Erfolg verkaufen.

Die Unentschlo­ssenheit der SPD, dazu das abwartende Taktieren von Merkel, die verkorkste­n Jamaika-Gespräche: Wenn jemand einen Masterplan hätte entwerfen wollen, wie man in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Politikver­druss produziert – genau so hätte er aussehen müssen.

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