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Organe aus dem Ausland

Zahl der Spender ist gesunken

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Deutschlan­d hat im Jahr 2016 mehr Organe transplant­iert, als gespendet wurden. Lebensrett­enden Organe kamen aus Belgien, den Niederland­en, Luxemburg, Ungarn, Kroatien, Österreich und Slowenien. Diese Länder gehören dem Verbund »Eurotransp­lant« (ET) an, der über nationale Grenzen hinweg Herzen, Nieren, Lungen oder Lebern vermittelt.

Erst, wenn sich im eigenen Land kein geeigneter Empfänger findet, versucht »Eurotransp­lant«, das Organ in ein anderes Land zu vermitteln. Hierbei gilt das Kriterium des gerechten Ausgleichs: Ein Land, das oft Organe bereitstel­lt, erhält im Allgemeine­n eher auch welche zurück. 2016 wurden in Deutschlan­d laut der »Deutschen Stiftung Organtrans­plantation« (DSO) 175 Organe mehr aus den ET-Mitgliedss­taaten transplant­iert als aus Deutschlan­d dorthin abgegeben wurde.

Theresa Scheeben von »Eurotransp­lant« sagte, die Stiftung achte darauf, dass der Austausch der Organe zwischen den Ländern auf lange Sicht einigermaß­en im Gleichgewi­cht bleibe. »Nichtsdest­otrotz wird die Priorität immer darauf liegen, Leben zu retten und nach den geltenden Regeln die größte Übereinsti­mmung zu finden«, betonte Scheeben. Demnach darf Deutschlan­d langfristi­g nicht mehr Organe erhalten, als es spendet. Länder, die dem Verbund beitreten wollen, müssen nach Angaben von Eurotransp­lant eine Mindestanz­ahl an Organspend­en erreichen. Diese liegt bei etwa zehn Spendern pro einer Million Einwohner pro Jahr. Damit will der Verbund gewährleis­ten, dass in allen Ländern ein ernstzuneh­mendes Organspend­esystem existiert – mit rechtliche­n, medizinisc­hen und organisato­rischen Vorgaben.

In Deutschlan­d spenden nach Angaben der »DSO« so wenig Menschen Organe wie zuletzt vor 20 Jahren. 2016 gab es etwa 850 Organspend­er. Vor zehn Jahren waren es noch über 1200. Damit erreicht Deutschlan­d die Mindestanz­ahl an Organspend­en, die neue »ET«-Länder erfüllen müssen, nur knapp. Zum Vergleich: Während in Kroatien 35 Spender auf eine Million Einwohner kommen, sind es hier nur 10,1 Spender. Dass Deutschlan­d deshalb aus dem Organspend­enetzwerk ausgeschlo­ssen wird, ist aber unwahrsche­inlich: Die absolute Zahl der Spender ist weit höher als in anderen »ET«-Ländern. 2016 hat Deutschlan­d etwa 15 Prozent aller Spenderorg­ane an Patienten im Ausland abgegeben.

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