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Überraschu­ng vom Bischof zu Osnabrück

Hoher katholisch­er Kleriker will über Segnung homosexuel­ler Paare reden

- Von Hagen Jung

Peter Hinze, Bürgermeis­ter der 30 000 Einwohner zählenden Stadt Emmerich am Rhein und sein Lebensgefä­hrte, der Gastronom Hubertus Pooth, zählten zu der ersten Männern, die sich nach Inkrafttre­ten des »Ehe für alle«-Gesetzes am 1. Oktober 2017 das JaWort gaben. Nach der standesamt­lichen Trauung wollte das Paar seinen Bund auch unter den Segen der Kirche stellen.

Ein Pfarrer war bereit, den Wunsch im Rahmen eines Gottesdien­stes zu erfüllen. Keine Trauung, weil von der Kirche nicht erlaubt, aber eine Segnung sollte es geben. Doch auch eine solche ist in der Papstkirch­e nicht gestattet. Und so erregte der mutige Schritt des Geistliche­n seinerzeit Aufsehen über Nordrhein-Westfalen hinaus – und sorgte für Aufregung im konservati­ven Kirchenlag­er. Auch bei Bischof Felix Genn aus Münster – er verbot den Segnungsgo­ttesdienst.

Solch harte Haltung des katholisch­en Klerus gegenüber gleichgesc­hlechtlich orientiert­en Menschen ist sattsam bekannt. Umso mehr überrascht jetzt ein Vorstoß des Osnabrücke­r Bischofs Franz Josef Bode in Richtung Segnung für homosexuel­le Paare. Er hält eine solche für denkbar, wenn auch noch viele Details dazu diskutiert werden müssten. Ein gewichtige­s Wort. Immerhin ist der Niedersach­se stellvertr­etender Vorsitzend­e der Deutschen Bischofsko­nferenz und dienstälte­ster Bischof in Deutschlan­d.

Von der offizielle­n Stellung der katholisch­en Kirche zum Thema Ehe weicht Bode nicht ab: Die Kirche verstehe unter ihr die Verbindung von Mann und Frau. Deshalb sei auch nicht über eine regelrecht­e kirchliche Trauung zu diskutiere­n, sondern eben über eine Segnung und deren Vorbereitu­ng. Etwa durch Gespräche mit den künftigen Partnern, so wie es auch im Vorfeld einer Mann-FrauEhesch­ließung geschehe.

Überrascht vom Engagement des Osnabrücke­rs ist auch die ökumenisch­e »Arbeitsgru­ppe Homosexuel­le und Kirche« (HuK). Ihr Sprecher Markus Gutfleisch freut sich: »Bischof Bode bringt neuen Wind in die katholisch­e Kirche.« Bodes Positionie­rung in Richtung eines menschenfr­eundlichen Weges sei für katholisch­e Verhältnis­se »ein echter Türöffner« und ermutige viele Menschen in jener Kirche.

Begrüßt würde eine Segnung Homosexuel­ler und Lesben auch vom Zentralkom­itee der Deutschen Katholiken (ZdK), der größten Laienorgan­isation der römischen Kirche in Deutschlan­d. »Wir brauchen ein Signal der kirchliche­n Wertschätz­ung für gleichgesc­hlechtlich­e Paare«, sagte ZdKPräside­nt Thomas Sternberg der »Passauer Neuen Presse«. Und die internatio­nale Bewegung »Wir sind Kirche« hält es für dringend erforderli­ch, dass die Bischofsko­nferenz Leitlinien für die Segnung homosexuel­ler Paare erlasse. Eine solche wird inzwischen in fast allen evangelisc­hen Landeskirc­hen Deutschlan­ds angeboten.

Auch mit Segnung aber bleibt für gläubige Katholiken rein kirchenrec­htlich der Katholisch­e Katechismu­s verbindlic­h, der zwar die Diskrimini­erung Homosexuel­ler verbietet, ihnen aber nicht mehr als Händchenha­lten erlaubt. »Homosexuel­le Handlungen sind in keinem Fall zu billigen« schreibt jenes »Grundgeset­z« vor. Und: »Homosexuel­le Menschen sind zur Keuschheit gerufen.« Durch »die Tugenden der Selbstbehe­rrschung« könnten sie sich »der christlich­en Vollkommen­heit annähern«, heißt es in dem noch heute gültigen, 1992 von Papst Johannes Paul II. approbiert­en Wälzer.

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