nd.DerTag

Ein Signal der Verzweiflu­ng

- Roland Etzel zur PLO-Forderung nach Nichtanerk­ennung Israels

Die Frage der gegenseiti­gen rechtliche­n Anerkennun­g ist von hohem, wenn auch im Falle Israel/Palästina vornehmlic­h symbolisch­em Wert. Fänden ernsthafte Verhandlun­gen zwischen beiden Seiten statt, wäre dies eine natürliche Anerkenntn­is, und es erübrigte sich, die Frage danach zu stellen. Die Verhandlun­gen aber sind seit Jahren tot, und der Hauptgrund dafür liegt in der Weigerung Israels, die Schaffung der Grundlagen eines palästinen­sischen Staates zuzulassen.

Insofern kommt die aktuelle Forderung nach einer formellen Nichtanerk­enntnis Israels durch die palästinen­sischen Autoritäte­n vor allem einem Zu-Ende-formuliere­n der Faktenlage gleich – und ist kein Infrageste­llen Israels als Staat. Die Frage ist höchstens, ob jetzt der richtige Zeitpunkt dafür ist. Aber es ist wohl in erster Linie ein Signal palästinen­sischer Verzweiflu­ng.

Es will sagen: Wie können wir Ja zu einem Staat sagen, dessen Ministerpr­äsident uns das Recht auf Souveränit­ät abspricht; dessen Staatspräs­ident unverhohle­n die Ein-Staaten-Lösung propagiert; der gegen internatio­nales Recht unseren Teil Jerusalems zu seinem Staatsgebi­et erklärt hat; und der mit jeder neuen Siedlung im Westjordan­land einen Staat Palästina planmäßig zu verunmögli­chen sucht.

Die Adressaten dieses Signals sind nicht Netanjahu oder Trump. Von denen, das wissen die Palästinen­ser, haben sie nichts zu erwarten. Es richtet sich an Europa, die dritte Welt, vor allem aber an die israelisch­e Zivilgesel­lschaft.

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