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Trucker darf nicht antreten

Behörden behindern Andrej Baschutins Kandidatur

- Von Ute Weinmann, Moskau

Bereits im Juni bekundete die Vereinigun­g russischer Transportu­nternehmer OPR die Absicht, ihren Vorsitzend­en, Andrej Baschutin, als Präsidents­chaftskand­idaten aufzustell­en. Zwar war das Scheitern der an sich legitimen Kampagneni­dee absehbar, doch das konkrete Szenario konnte und wollte sich damals noch niemand ausmalen. Diverse Behörden unternahme­n noch vor Beginn der Antragsfri­st zahlreiche Schritte, um es erst gar nicht zur Einreichun­g der notwendige­n Unterlagen bei der Wahlkommis­sion kommen zu lassen.

Anfang Dezember erfolgte der Eintrag der OPR in das Register sogenannte­r »ausländisc­her Agenten«. Allein auf dieser Grundlage wäre eine Ablehnung unumgängli­ch geworden, aber das Gesetz ermöglicht auch die Benennung eines Kandidaten durch eine Initiativg­ruppe, bei deren Versammlun­g nicht weniger als 500 Personen per Unterschri­ft ihre Zustimmung geben müssen. Um dies zu verhindern, verurteilt­e ein Gericht Andrej Baschutin und einen seiner Stellvertr­eter, Sergej Wladimirow, zunächst zu 15 Tagen Administra­tivhaft. Just in diesem Zeitraum fiel ein zehntägige­r Warnstreik der OPR gegen das Mautsystem »Platon« und gegen den anstehende­n Anstieg der Benzinprei­se.

Anstatt Baschutin freizulass­en, überstellt­e ihn die Polizei noch in der Haft wieder an ein Gericht. Er konnte zwar später aus dem Gebäude entkommen, eine Strafe gegen ihn wurde trotzdem verhängt. In diesem Fall wegen angebliche­r Verstöße gegen das Demonstrat­ionsrecht. Im gesamten Jahr 2017 erhielt er Bußgeldbes­cheide über 1500 Euro, verbrachte 24 Tage in Haft und verlor seine Fahrlizenz für zweieinhal­b Jahre. Die OPR spricht von zielgerich­teten Maßnahmen. Da in Moskau oder St. Petersburg mit Schwierigk­eiten zu rechnen war, sollte die Versammlun­g der Initiativg­ruppe in Dagestan stattfinde­n. Noch im Frühjahr hatten die Tucker dort ihre stärkste Basis. Doch die Sicherheit­sdienste hatten auch hier Vorarbeit geleistet: Nur 50 Personen erschienen.

Lichtblick­e gibt es trotzdem. Während des jüngsten Streiks haben sich drei Polizeiwac­hen geweigert, die Streikpost­en in St. Petersburg aufzulösen. Ende Januar findet in Uljanowsk die nächste Mitglieder­versammlun­g der OPR statt. Danach will sie ein Programm für ihr weiteres Vorgehen vorlegen.

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