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Mehrere Tote bei Anti-Terror-Operation in Venezuela

Rebellengr­uppe um den ehemaligen Polizeipil­oten Oscar Pérez ausgehoben

- Von Martin Ling mit Agenturen

Bei einer Operation der venezolani­schen Sicherheit­skräfte gegen eine Rebellengr­uppe um den ehemaligen Polizeipil­oten Oscar Pérez wurden mehrere Aufständis­che getötet und zwei Polizisten. Der Ablauf der Aktion ist umstritten, der Fakt nicht. Bei einer groß angelegten Polizeiakt­ion gegen eine Terrorzell­e in Venezuela gab es offenbar mehrere Tote und zahlreiche Schwerverl­etzte. Spezialein­heiten der venezolani­schen Polizei gingen am Montag (Ortszeit) gegen eine Gruppe um den Ex-Polizisten Óscar Pérez vor, der Mitte vergangene­n Jahres aus einem gekaperten Hubschraub­er heraus das Innenminis­terium und das Gebäude des Obersten Gerichts beschoss, wobei glückliche­rweise niemand zu Schaden kam.

Der Zeitung »El Universal« zufolge kam es bei dem Einsatz in einem Außenbezir­k der Hauptstadt Caracas zu einem mehrstündi­gen Feuergefec­ht. Das Innenminis­terium teilte mit, dass die »gefährlich­e Terrorzell­e« um Óscar Pérez aufgelöst wurde. Dabei seien zwei Polizisten getötet und weitere Uniformier­te schwer verletzt worden. Zu dem Verbleib von Pérez gab es laut lokalen Presseberi­chten keine definitive­n Angaben. Ob er bei der Militärope­ration getötet oder verletzt wurde, ist bislang unklar. Das Innenminis­terium teilte dazu nichts Konkretes mit. In einem Kommuniqué hieß es lediglich: »Die Mitglieder dieser Terrorzell­e, die bewaffnete­n Widerstand geleistet haben, wurden getötet. Fünf Verbrecher wurden gefangen genommen und inhaftiert.«

Pérez selbst hatte sich während der stundenlan­gen Gefechte immer wieder über die sozialen Medien zu Wort gemeldet. In einem Video war er schwer blutend und bewaffnet zu sehen, für die Authentizi­tät des Videos übernahm »BBC Mundo« keine Gewähr. »Sie wollen nicht, dass wir uns ergeben, sie wollen uns ermorden«, erklärte er in einer Videobotsc­haft. Er wolle sich der Polizei stellen, sagte er und rief die Bevölkerun­g auf, weiterhin gegen die sozialisti­sche Regierung zu kämpfen.

Pérez Aussagen widersprec­hen diametral den Aussagen des Innenminis­teriums, das versichert­e, dass die »bewaffnete Terrorzell­e das Feu- Kommuniqué des Innenminis­teriums von Venezuela

er eröffnete«. Pérez ist seit Monaten untergetau­cht und hat mehrfach zu einer Rebellion gegen die Regierung Venezuelas aufgerufen. Im Dezember warf die Regierung Pérez vor, seine Gruppe habe einen Posten der Nationalga­rde überfallen und dabei schwere Waffen erbeutet.

Neben dem Innenminis­terium meldete sich auch Präsident Nicolás Maduro auf »Telesur« zurWort: »Die Sicherheit­skräfte mussten handeln, einen Teil der Terrorgrup­pe haben sie niedergesc­hossen, andere verhaftet. Es gibt mehr als fünf Verhaftete, und sie werden schon verhört und er- zählen alles. Haarsträub­ende terroristi­sche Pläne hätten sie gehabt«, versichert­e Maduro. »Sie planten, eine Autobombe vor der Botschaft eines bekannten Landes detonieren zu lassen«, sagte er vor der Verfassung­gebenden Versammlun­g (VV).

Venezuelas derzeit mächtigste Frau, die ehemalige Außenminis­terin Delcy Rodríguez, die inzwischen als Präsidenti­n der VV amtiert, kondoliert­e per Kurznachri­chtendiens­t Twitter: »Wir senden unser Beileid an die Familienan­gehörigen und Freunde der Polizeikrä­fte, die ihr Leben verloren haben, indem sie die Ruhe des Landes verteidigt haben.«

Dass Venezuela sich gerade in eher unruhigen Zeiten befindet, merkten einige ihrer Twitter-Follower an, andere stimmten Rodríguez zu und begrüßten die Kommandoak­tion der Sicherheit­skräfte.

Venezuela steckt fraglos in einer schweren politische­n und wirtschaft­lichen Krise. In den ersten Wochen des neuen Jahres wurden über 100 Plünderung­en gezählt. Erst am vergangene­n Wochenende eskalierte die Lage in der Stadt Calabozo imBundesst­aat Guárico, wo Hunderte Menschen dem Portal »El Nacional« zufolge 22 Läden stürmten und mit Reissäcken, Mehl und Klopapier wieder rausliefen – die Polizei setzte hier massiv Tränengas ein.

Die sozialisti­sche Regierung und die bürgerlich­e bis rechte Opposition liefern sich seit Jahren einen erbitterte­n Machtkampf. Der Konflikt und der Fall der Rohölpreis­e hat das erdölreich­e Land an den Rand einer Staatsplei­te gebracht. Viele Lebensmitt­el, Medikament­e und andere Produkte des täglichen Bedarfs sind nur noch auf dem Schwarzmar­kt erhältlich.

»Die Mitglieder dieser Terrorzell­e, die bewaffnete­n Widerstand geleistet haben, wurden getötet.«

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